Viele Hunderttausend kostümierte Narren haben die Rosenmontagszüge in den NRW-Karnevalshochburgen Düsseldorf und Köln gefeiert. Bei überwiegend trockenem Wetter wurde in beiden Städten an den Zugwegen geschunkelt und süßes oder blumiges Wurfmaterial aufgefangen – allein in der Domstadt sollten rund 300 Tonnen Süßigkeiten verteilt werden. In Köln zogen rund 11.500, in der Landeshauptstadt Düsseldorf gut 8.000 Narren in Uniformen und Kostümen durch die Straßen.
Laut der Pressestelle der Düsseldorfer Polizei kam es bislang zu keinen berichtenswerten Vorfällen rund um den Rosenmontagszug. Auch die Polizei in Köln sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es keine außergewöhnlichen Vorkommnisse gegeben habe. Allein vereinzelte Anzeigen wegen Körperverletzungen seien eingegangen.
In der Domstadt waren 176 bunt bemalte Wagen im „Zoch“, in Düsseldorf rund 120. Bei der Zahl der Musikkapellen hatte Köln mit 60 Gruppen und 1.624 Musikern etwa doppelt so viele im närrischen Lindwurm wie die Düsseldorfer. Mit dabei im Kölner Zug waren NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und sein Innenminister Herbert Reul (CDU). Wüst lief mit NRW-Hut und Narrenmontur bei der KG Rocholomäus mit und warf Kamelle und „Strüßjer“ (Blumensträuße) ins Publikum.
NRW-Medien- und Europaminister Nathanael Liminski (CDU) war wiederum in Düsseldorf zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Religionen auf dem „Toleranzwagen“ von Muslimen, Juden und Christen zu finden. Dieser war nach dreijähriger Pause erstmals wieder Teil des Zugs. Das Motiv zeigte eine Polonaise verschiedener Geistlicher mit dem Wort Frieden in verschiedenen Sprachen und dem Aufruf „#BringThemHomeNow“, mit dem die Freilassung von Geiseln der Hamas gefordert wird.
„Gemeinsam Karneval feiern bringt uns alle näher zusammen – gleich, welchen Glaubens oder welcher Herkunft man ist“, sagte Liminski. Mit dem Wagen solle ein Zeichen „für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegenseitigen Respekt“ gesetzt werden. Er plädierte für Offenheit und Austausch, um denjenigen entgegenzutreten, die die Gesellschaft und die Glaubensgemeinschaften spalten wollten.
Die politischen Wagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug stammen von dem bekannten Wagenbauer Jacques Tilly. Zu sehen waren unter anderem der Bundeskanzler als „Hohlaf Scholz“ mit einem Riesenloch anstelle des Gehirns im Kopf, Ex-US-Präsident Donald Trump, der die amerikanische Flagge in die Form des Hakenkreuzes geschnippelt hat, und die in Teilen rechtsextreme AfD als brauner Piranha, der von einem riesigen, friedlich-bunten Fisch mit dem Satz „Wir sind mehr“ verschluckt wird. Auf einem weiteren Wagen demaskierte ein Clown eine AfD-Figur, unter deren Maske eine eingefallene Totenkopf-Fratze zum Vorschein kommt, die an Adolf Hitler erinnert.
Auch die geplante Krankenhausreform wird von Tilly karikiert, indem er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) abbildet, der es sich mit einem großen Brocken an Kosten auf dem Rücken der platt gedrückten Krankenhäuser bequem gemacht hat. Einige der Traktoren, die die Wagen des Düsseldorfer Zugs zogen, zeigten kleinere Schilder, die auf die Situation der Bauern und ihren Beitrag für die Gesellschaft verwiesen. Darauf war etwa zu lesen: „Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen.“
In Köln war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf einem Wagen wegen seiner oft zu zögerlichen Politik als vor sich hin dämmerndes Faultier auf dem Ast eines Baumes zu sehen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dagegen zertrümmerte als Elefant mit ihrer „wertorientierten Außenpolitik“ im Porzellanladen einige Vasen. Der Kölner Kardinal und Erzbischof Rainer Maria Woelki wurde unter dem Titel „Trauerspiel“ mit verdeckten Augen bei der Studie von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche gezeigt.