Der Holocaust-Überlebende Peter Kenedi hält es für den Kampf gegen rechts für notwendig, dass Parteien nicht nur ihre eigenen Interessen verfolgen. „Die demokratischen Kräfte müssten dagegen zusammenhalten“, sagte der in Frankfurt am Main lebende 86-Jährige dem Evangelischen Pressedienst (epd). Demokratie lebe zwar davon, dass verschiedene Meinungen miteinander konkurrierten, aber zu viel Streit sei kontraproduktiv.
Kenedi überlebte als Kind das Getto Budapest. Er verlor während der Schoah einen Onkel. Noch in Ungarn studierte er Medizin und wurde Kardiologe. Ein Jahr lang lebte er in den USA, kam danach nach Deutschland und war Chefarzt in einem Frankfurter Krankenhaus.
Er wies darauf hin, dass auch die NSDAP keine absolute Mehrheit gehabt habe. „Ich sehe die Demokratie gefährdet, weil die Menschen die historischen Gefahren nicht sehen“, sagte Kenedi. „Ich habe ein schlechtes Gefühl und befürchte einen Rechtsruck.“ Viele Menschen seien enttäuscht von der Tagespolitik. Sie wollten zwar sicherlich keine Migranten vertreiben. „Ich glaube weiterhin, dass 70, 80 Prozent der Menschen in Deutschland die Demokratie erhalten wollen.“ Aber dennoch wählten viele die AfD. Man wisse nicht, wo die aktuelle Entwicklung noch hinführe: „Je besser man sich in Geschichte auskennt, desto düsterer sieht man die Gegenwart.“