Artikel teilen:

Heimspiel mit breiter Unterstützung

Das „Bündnis für die Erde“ ist die jüngste Initiative von Pfarrer Friedrich Laker der Dortmunder Lydia-Kirchengemeinde

In der Pauluskirche, die zur evangelischen Lydia-Kirchengemeinde in Dortmund gehört, geht das Pfarr-Ehepaar Sandra und Friedrich Laker seit Jahren neue Wege. Neben vielen Konzerten von Klassik bis Rockmusik haben sich in den letzten Jahren philosophische Abende und Gesprächskreise über Veränderungen in Spiritualität und Glauben, Fragen der Ökologie und der notwendigen Veränderungen des Konsum- und Lebensstils etabliert. Nach der Gründung des Fördervereins „Kultur und Leben“ gründete die Kirchengemeinde jetzt ein „Bündnis für die Erde“ (siehe „Kurz notiert“) im Rahmen der Initiative „Churches for Future“ zur Unterstützung der Freitagsdemonstrationen der Schüler für mehr Klimaschutz. Über die vielfältigen Initiativen der Lydia-Gemeinde sprach Volker Rotthauwe, Leiter des Fachbereichs „Nachhaltige Entwicklung“ im Institut für Kirche und Gesellschaft und Umweltpfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen, mit Friedrich Laker.

Sie probieren in der Pauluskirche seit vielen Jahren neue Wege aus, auf den Klimawandel zu reagieren. Jetzt haben Sie ein „Bündnis für die Erde“ gegründet. Was steckt dahinter?
Es ist eine Minute vor zwölf. Wir alle sind gefordert. Auch wir Kirchen und jede und jeder Einzelne von uns. Beim „Bündnis für die Erde“ geht es vor allem darum, uns noch stärker der Kraft unseres Glaubens und der Spiritualität für unser Engagement und Handeln bewusst zu werden und sie entsprechend einzubringen.  Es gibt viele beeindruckende Beispiele für ein nachhaltiges und einfacheres Leben zum Schutz der Erde. Das Bündnis will diese veröffentlichen und weitergeben. Als Forum und Medium dafür dienen eine Internetseite und ein Newsletter. Wir sehen im Klimawandel eine Herausforderung auch für unseren Glauben. Wir haben viel zu lange die Erde mit Füßen getreten. Wir müssen uns wieder neu als Teil der Erde begreifen. Erst dann gelingt wirklich die Umkehr, die dringend notwendig ist.

Sie haben zur „Earth Hour“ über 20 Dortmunder Klimaschutz­initiativen in die Pauluskirche eingeladen, unter anderem auch „Fridays 4 Future“. Was können wir als Kirche von den jungen Leuten lernen?
Die Kompromisslosigkeit und die Ausdauer, die sie bisher an den Tag legen. Und den Blick für das, was für die Zukunft des Lebens auf dieser Erde elementar wichtig ist. Ich wünsche mir „Churches for Future“, also Kirchen, die diesen jungen Leuten als Anwältinnen zur Seite stehen und die die Priorität ihres eigenen Handelns nun genauso mit dem Blick auf die Zukunft konsequent verändern. Wir brauchen Kirchen, die Wildblumenwiesen anlegen, ökologische Landwirtschaft unterstützen, Ökostrom beziehen, Diensträder anschaffen, nachhaltige Produkte kaufen, sich verbünden mit allen, die jetzt auf die Straße gehen. Das schulden wir unserem Glauben an Gott als Schöpfer und Kraft alles Lebendigen.

Sie planen als Konsequenz der Earth Hour einen „Dortmunder Klimadialog“. Was soll da passieren?
Wir vernetzen in Dortmund alle Initiativen, Vereine und Organisationen, die mit ihrem Wissen und Engagement etwas zu Maßnahmen des Klimaschutzes in unserer Stadt beitragen können. Dieses Netzwerk laden wir mit allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zu einer Art „Klimaparlament“ in die Pauluskirche ein. Zu jedem der „Klimadialoge“ werden Verantwortliche aus Verwaltung und Politik eingeladen, die sich den Forderungen der Menschen stellen müssen und erklären sollen, was in den nächsten Jahren auf welche Weise umgesetzt wird. Die Klimadialoge sollen in einer Klimadekade bis 2030 regelmäßig zusammenkommen und den Druck verstärken, damit Dortmund wirklich die Klimaschutzziele einhält. Wir als Kirchengemeinde sehen unsere Aufgabe in der Moderation und der Vernetzung. Vielleicht regt das ja auch Kirchengemeinden in anderen Städten zu ähnlichen Initiativen an.

Sie sind auch Organisator des Kirchentages „Mensch, Tier, Schöpfung“ und fordern seit vielen Jahren ein neues theologisches Nachdenken angesichts des Leidens vieler Tiere. Was wünschen Sie sich als Theologe und Tierschützer?
Ich wünsche mir einen Perspektivwechsel. In unserer Theologie hat sich im Wesentlichen bisher alles um uns selbst gedreht. Wir sind aber eng verwandt mit den Tieren. Ohne sie, auch die ganz Kleinen, könnten wir gar nicht leben. Wir behandeln sie aber in Haltung und Schlachtung wie Produkte. Wir treten ihre Würde mit Füßen. Zudem rächt sich die Massentierhaltung auch für uns. Sie trägt erheblich zur Veränderung des Klimas bei. Wir müssen uns als Schicksalsgemeinschaft mit allen Tieren begreifen, auch in unserem Glauben und in unserer Theologie.

Mehr Informationen über die Initiativen der Lydia-Kirchengemeinde unter