Rino. Mit diesen vier Buchstaben bezeichnen die Anhänger des früheren US-Präsidenten Donald Trump ihre Gegnerinnen und Gegner in der eigenen Partei. Rino – das steht für die Abkürzung „Republicans in name only“. Auf Deutsch: Republikaner nur dem Namen nach.
Ein brillanter Schachzug. Er könnte entscheiden, ob Donald Trump von den Republikanern noch einmal als Präsidentschafts-Kandidat aufgestellt wird. Trump hat durchaus namhafte Gegnerinnen und Gegner in seiner Partei.
Aber hier setzt die Keule Rino ein. Jeder, der Kritik an Trump äußert, wird mit dem Bann belegt: Rino! „Du nennst dich Republikaner, bist aber keiner mehr.“ Aus, weg. Der Kritiker ist mundtot. Zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung kommt es nicht mehr.
Taktisch meisterhaft. Menschlich unter aller Kanone.
Auch hierzulande gibt es diese Taktik, nur nennt man sie nicht so. Ob man Menschen abspricht, sich auf dem Boden des Grundgesetzes zu bewegen (könnte man dann nennen: Dino, Demokraten nur dem Namen nach); ihnen vorhält, nicht deutsch genug zu sein (auch Dino, nämlich Deutsche nur dem Namen nach) oder ihnen das Christsein abspricht (Cino).
Nun mag man ja verstehen, dass in der Hitze des Gefechts die Säfte kochen können. Gerade im Glauben. Da geht es um Grundfragen von Leben und Tod. Die Wogen schlagen hoch. Irgendwann wird dann der „Status Confessionis“ ausgerufen, der Bekenntnisfall. Das ist die Rote Linie, die nicht überschritten werden darf, ohne dass das christliche Bekenntnis verraten würde.
Der Segen, den der russische Patriarch Kyrill dem Angriff Putins auf die Ukraine erteilt, wird derzeit von den allermeisten Kirchen als Rote Linie angesehen – völlig zu Recht.
Nur sollte man die Rote Linie nicht ständig und überall ziehen. Sonst spielt man mit dem Feuer. Abtreibung. Atomwaffen. Klima. Familie. Krieg und Frieden. Geschlechtliche Identität. Natürlich sind das wichtige Fragen. Und der engagierte Einsatz dafür erfolgt stets in bester Absicht. Aber darf ich eine abweichende Haltung dazu mit dem Bann belegen: Das hat mit Christsein nichts mehr zu tun?
Ein falsches Verhalten wird nicht dadurch richtiger, dass es in guter Absicht geschieht. Heilige Kriegerinnen und Krieger waren ja immer in bester Absicht unterwegs, auf ihren Schlachtfeldern, zu allen Zeiten, in allen Religionen und Kulturen.
Wenn ich dem Anderen das Christsein abspreche – was sagt das über mich? Ich zeige mit dem Finger auf jemanden – und gleichzeitig weisen an derselben Hand drei Finger auf mich zurück. Vielleicht bin ich es ja, der in so einem Moment nicht versteht, was Christsein bedeutet.