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Hamburg: Diakonie und Sozialverband fordern mehr Hitzeschutz

„Der Zugang zu kostenfreiem Trinkwasser von ausgezeichneter Qualität ist gerade im heißen Sommer für uns alle sehr wichtig und unterstützt eine gesunde Lebensweise.“ Die Worte von Hamburgs Umweltsenatorin Katharina Fegebank (Grüne) vom 27. Mai dürften bei der Diakonie Hamburg und beim Sozialverband Deutschland (SoVD) auf Zustimmung stoßen. Fegebanks Behörde wies an dem Tag darauf hin, dass ab sofort wieder alle 54 öffentlichen Trinkwasserbrunnen in der Stadt in Betrieb seien. Das allerdings halten Diakonie und SoVD für zu wenig. „Berlin hat mit 240 fast fünf Mal so viele frei zugänglich Trinkwasserbrunnen“, sagt Stefanie Koch von der Diakonie Hamburg. Der Hamburger SoVD-Landeschef Klaus Wicher erklärt: „Die Politik unterschätzt meiner Meinung nach immer noch die steigenden Temperaturen in der Stadt.“

Zum bundesweiten Hitzeaktionstag am Mittwoch fordert Wicher von der Stadt Hamburg einen Hitzeschutzplan, der seinen Namen verdiene. Hamburg sei zwar im Städtevergleich durchaus grün, dennoch seien fast 50 Prozent der Stadtfläche versiegelt. „Das ist angesichts von mehr Hitze und Starkregen immer noch zu viel“, meint Wicher. Hitzeschutz, mehr Wasser und mehr Grün in den Quartieren und an den Fassaden müssten zur Selbstverständlichkeit werden: „Ich mache mir vor allem Sorge um die Versorgung mit öffentlich zugänglichem Trinkwasser. Hier entwickelt sich seit Jahren nichts weiter“, sieht Wicher Handlungsbedarf.

Er denkt an Kinder, Seniorinnen und Senioren ebenso wie an Obdachlose. „Fachleute sprechen davon, dass Hamburg inzwischen als Hauptstadt der Obdachlosigkeit gilt und hier wenigstens 5.000 Menschen auf der Straße leben. Für sie ist es überlebenswichtig, im Sommer an Trinkwasser zu kommen.“

Auch die Diakonie Hamburg sorgt sich um vulnerable Gruppen. Obdachlose seien häufig vorerkrankt und deshalb besonders gefährdet. Außerdem fehle ihnen Zugang zu Trinkwasser und kühlen Räumen. Wie der SoVD, so fordert auch die Diakonie mehr öffentliche Trinkbrunnen. Aber auch Wasserstationen, Wassertanks, Wasserwägen und die kostenlose Ausgabe von Wasserflaschen in öffentlichen Gebäuden. Klimatisierte Räume etwa in Bezirksämtern, Bibliotheken und Museen müssten als Schutz- und Kühlräume geöffnet werden. Sonnenhüte, leichte Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel gegen Dehydration müssten an Bedürftige ausgegeben und mobile medizinische Teams zur frühzeitigen Erkennung von Hitzeschäden eingerichtet werden.

Sandro Kappe, umweltpolitischer Sprecher der Hamburger CDU-Fraktion, kritisiert nicht nur, dass 54 Trinkwasserbrunnen für Hamburg „schlichtweg zu wenig“ seien. Er bemängelte Ende Mai auch, dass der Großteil der Wasserstellen an Toiletten installiert sei. Das mache das Angebot nicht gerade attraktiver.

Kappe verwies auf die Stadt Wien als positives Beispiel. Die österreichische Stadt verwaltet eigenen Angaben zufolge rund 1.600 Trinkbrunnen. „Mir ist wichtig, dass sich die Menschen an möglichst vielen Orten in Wien rasch abkühlen und ihren Durst stillen können“, erklärt Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Daher haben wir seit 2021 die Anzahl der öffentlichen Trinkbrunnen um 500 erhöht.“

Die Diakonie Hamburg hebt positiv hervor, dass der im Januar veröffentlichte Hitzeaktionsplan der Stadt Hamburg die besondere Gefährdung obdachloser Menschen benennt. Die darin vorgesehenen Maßnahmen reichten jedoch nicht aus. „Die Stadt setzt auch auf freiwilliges Engagement von Unternehmen und Ladengeschäften, um die Lücken in der öffentlichen Versorgung zu schließen“, sagt Stefanie Koch. Allerdings seien viele der im Aktionsplan aufgeführten Möglichkeiten wie „kühle Orte“ und „Wasser-Refill-Stationen“ im innerstädtischen Bereich für Obdachlose schwer zugänglich.

Wo es Refill-Stationen und kühle Orte in Hamburg gibt, zeigt eine Online-Karte der Stadt: Unter www.hamburg.de/go/kuehle-orte sind Bademöglichkeiten, Grünanlagen, kühle Gebäude und die kostenlosen Trinkwasserstellen zu finden.