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Globale Studie: Klimakrise erfordert nachhaltige Anpassung

Zur Anpassung der Menschen an den Klimawandel braucht es dringend nachhaltige Strategien. Das zeigt die aktuelle Studie „Hamburg Climate Futures Outlook“ des Exzellenzclusters für Klimaforschung (CLICCS) der Universität Hamburg. Ein Fazit: „Mit Klimaanpassungen kaufen wir uns Zeit, aber nur mit nachhaltigen Anpassungen haben wir eine Zukunft“, sagte Beate Ratter, Geografie-Professorin an der Uni Hamburg, bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag in der Hansestadt. Wo Anpassung nicht durchdacht werde, könnten Nebenwirkungen die Erfolge zunichtemachen.

Analysiert wurden unter anderem neun internationale Fallstudien aus Nepal, Namibia, Niedersachsen, Sao Paulo (Brasilien), Ho Chi Minh-Stadt (Vietnam), Hamburg, Nordfriesland, Taiwan und von den Malediven. Beteiligt waren 73 CLICCS-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler aus Natur-, Sozial-, Rechtswissenschaften und Ökonomie.

Jede Katastrophe, aktuell das Hochwasser in Teilen Europas, erhöhe die Bereitschaft in Politik und Gesellschaft, etwas zu tun. Dabei sei der Ruf nach schnellen Maßnahmen wie der Bau neuer Mauern „extrem kontraproduktiv“. Ratter: „Gerade gegen Regenmassen muss man sich im Zuge des Klimawandels mit einem Bündel an Maßnahmen wappnen.“ Mauern würden zusätzlich Erosion verursachen und die natürliche Dynamik unterbinden. Sinnvoller sei das Anlegen von Schwammlandschaften an Flüssen, die mehr Wasser aufnehmen können, und das Entsiegeln von Böden.

„Eine erfolgreiche Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist ähnlich schwierig wie die Abkehr von Emissionen“, erklärte Anita Engels, Soziologie-Professorin an der Uni Hamburg. Dennoch dürfe keine der beiden Aufgaben vernachlässigt werden. Die Studie habe ein erhöhtes Aktivitätsniveau in der Politik mit neuen Plänen und Klimazielen festgestellt. „Leider hapert es bei der Umsetzung.“ Aktuell würden Unternehmen, Konsumtrends und Finanzmärkte das Einhalten der Klimaschutzziele behindern. Es werde vermehrt in fossile Energieträger investiert. Engel: „Der Markt wird es nicht regeln.“ Helfen könnten nur rechtlich verbindliche Vorschriften.

Für den dringend benötigten qualitativen Sprung beim Klimaschutz brauche es messbare Ziele und klare Verpflichtungen zur Reduzierung von Treibhausgasen, die überwacht werden. Auch Klagen und Klimaproteste könnten helfen, meinte Engels.

Simulationen zeigten bereits, dass das Zusammenspiel von Klimawandel und natürlichen Klimaschwankungen verheerendere Folgen haben könne. „In Zukunft können extreme Wetterereignisse auch in Kombination und gebündelt auftreten“, sagte Klimaforscher Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. „Auf diese höheren Risiken müssen wir uns umgehend vorbereiten.“

Doch eine nachhaltige Anpassungsstrategie hat keines der untersuchten Fallbeispiele. Nur in Hamburg, Nordfriesland und Ho Chi Minh-Stadt gebe es „erste Ansätze“ für eine grundlegende Anpassung. Die Studie stuft die Qualität der Maßnahmen in drei Kategorien ein: von der unmittelbaren Krisenbewältigung etwa bei Überschwemmungen über präventive Anpassungen, um negative Klimafolgen abzuwenden, bis zur dritten Stufe, einer nachhaltigen Anpassung. Letztere erfordere einen grundlegenden Umbau von Strukturen und Prozessen. „Nur solche Maßnahmen wirken langfristig und reduzieren Risiken“, sagte Ratter.

Hamburg habe in diesem Bereich bereits gute Ansätze. Neben dem Klimaschutzplan sei die Stadt gut vor Sturmfluten geschützt. Handlungsbedarf sieht Ratter beim Thema Starkregen. „Hier müssen wir auch in der Bevölkerung mehr Bewusstsein schaffen.“ Es könne nicht sein, dass Rückhaltebecken versanden, weil Menschen dort Enten füttern.

Der „Hamburg Climate Futures Outlook“ erscheint jährlich. Er analysiert physikalische und gesellschaftliche Dynamiken und prüft, welche Klimazukunft nicht nur möglich, sondern auch plausibel ist.