Berlin – Vom Clubmusiker bis zum Kirchenvertreter: Rund 240 000 Menschen aus ganz Deutschland haben nach Veranstalterangaben in Berlin gegen einen Rechtsruck und für die Einhaltung der Menschenrechte in Deutschland demonstriert. Zahlreiche Parteien, Organisationen, Gewerkschaften, Initiativen, kirchliche Gruppen, Sozial- und Flüchtlingsverbände sowie Kulturschaffende unterstützten die Aktion. Das Motto lautete „Für eine offene und freie Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung“.
„Deutliches Signal der Hoffnung“
Das Bündnis „Unteilbar“ als Organisator zeigte sich überwältigt von dem Zuspruch. Dies sei ein „deutliches Signal der Hoffnung“ gegen Ausgrenzung und für einen Aufbruch in eine solidarische Gesellschaft, sagte Bündnissprecherin Anna Spangenberg nach der Veranstaltung. Mit 240 000 Teilnehmern wäre die ursprünglich angemeldete Größenordnung von 40 000 um das Sechsfache übertroffen worden. Zwischenzeitlich war das Bündnis sogar von bis zu 242 000 Menschen ausgegangen.
Ein Polizeisprecher sagte auf Anfrage, es seien „definitiv mehr Menschen als erwartet gekommen“. Die von der Polizei geschätzte Teilnehmerzahl liege allerdings unter der Zahl der Veranstalter, betonte der Sprecher ohne konkretere Angaben machen zu wollen. Zuvor war eine Zahl im „unteren sechsstelligen Bereich“ von Einsatzkräften als realistisch benannt worden. Die Demonstration sei eine der größten in diesem Jahr in der Bundeshauptstadt gewesen und weitgehend störungsfrei verlaufen, sagte der Sprecher.
Unter anderen Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) unterstützte die Demonstration für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland. „Eine Vielfalt der Herkünfte, Hautfarben, Religionen und Lebensstile ist für uns eine Bereicherung, keine Bedrohung“, twitterte Maas. Gesellschaftlicher Zusammenhalt werde nicht durch Abgrenzung und Homogenität, sondern durch gleiche Freiheit für alle gesichert.
Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) schrieb auf Twitter, die vielen Menschen, die für Zusammenhalt und eine offene Gesellschaft demonstrierten, machten Mut. Der Geschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, betonte in dem Kurznachrichtendienst, dass eine Demonstration mit so vielen Teilnehmern „nicht irgendwo virtuell im Netz auf einer Homepage mit einem Klick, sondern auf Berlins Straßen“ ein Aufbruch sein könne.
Der Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International, Markus Beeko, verwies als Redner auf der Demonstration auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die vor fast 70 Jahren verabschiedet wurde. Diese garantiere „jedem Menschen auf dieser Erde universelle und unteilbare Rechte“, betonte Beeko und fügte hinzu: „Das Recht, zu denken und zu sagen, was man möchte; zu glauben, an wen man möchte; geschützt zu sein vor Folter oder Verfolgung; zu heiraten, wen man liebt – was für eine große Idee!“
Die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein betonte, dass Hass dem gesellschaftlichen Zusammenleben schade. Sie verwies auf die friedlichen Demonstrationen in Ostdeutschland im Herbst 1989. Der gemeinsame und erfolgreiche Ruf sei damals „Keine Gewalt“ gewesen. „Das soll uns auch heute verbinden! Keine Gewalt!“, sagte Trautwein.