Ein breites Bündnis ruft am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart zu Friedensdemos auf. Einig sind sich die Organisatoren in ihren drastischen Warnungen: Es drohe ein Flächenbrand.
Die frühere Bischöfin Margot Käßmann hat die Kirchen aufgerufen, sich stärker in der Friedensbewegung zu engagieren. Es brauche mehr und lautere friedensethische Stimmen, forderte Käßmann bei einer Pressekonferenz am Montag in Stuttgart. Offenbar hätten viele Christen und Christinnen inzwischen Angst, als naiv oder Putinversteher diffamiert zu werden, und blieben daher zurückhaltend. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende betonte, es sei fatal, die Forderungen nach nicht-militärischen Friedensbemühungen nur den politischen Rändern und vor allem der AfD zu überlassen.
Konkret forderte sie die Kirchen auf, die in den vergangenen Jahren vielerorts abgebrochenen Kontakte zu den orthodoxen Kirchen in der Ukraine und in Russland wieder aufzunehmen. “Wir müssen dort wieder mit der Zivilgesellschaft ins Gespräch kommen.”
Mehrere kirchliche Gruppen, darunter die katholische Friedensorganisation Pax Christi, beteiligen sich an den am Freitag zeitgleich in Berlin und Stuttgart geplanten Friedensdemonstrationen. Unter dem Aufruf “Nie wieder kriegstüchtig! Stehen wir auf für Frieden” hat sich ein breites Aktionsbündnis zusammengefunden.
Sprechen will auch der SPD-Politiker Ralf Stegner. Er kritisierte bei dem Pressegespräch die aktuellen Milliarden-Ausgaben für Militär und Rüstungsgüter. “Diese Mittel fehlen an anderen, dringend benötigten Stellen, etwa beim globalen Kampf gegen den Klimawandel.”
Der Sprecher der Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel, Jürgen Grässlin, bezeichnete die steigenden deutschen Waffenexporte als “Beihilfe zum Morden in Kriegen weltweit”. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine seien für die deutschen Exporte “alle Dämme gebrochen”, sagte Grässlin. “Wir müssen diese Unkultur des Krieges stoppen und an ihre Stelle eine neue Vision für eine zivile, friedliche und ökologische Welt setzen.”
Weitere Organisatoren der Demonstration warnten vor einem kriegerischen Flächenbrand. Die geplante Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen in Deutschland erhöhe die Gefahr, dass Deutschland zur “Zielscheibe präventiver Angriffe” werde, sagte Joachim Guilliard. Im Blick auf die Militärausgaben sagte der Heidelberger Friedensaktivist, offenbar strebe Deutschland an, die größte Militärmacht Europas zu werden. Das zeuge von großer Geschichtsvergessenheit.