Klimaaktivisten haben am Donnerstagmorgen für mehr als zwei Stunden den Flughafen in Frankfurt am Main lahmgelegt. Um 7.50 Uhr war der Flugbetrieb nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport wieder freigegeben worden. Allerdings müssten Passagiere den Tag über mit Verzögerungen rechnen, sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Von den 1.400 geplanten Flügen am Donnerstag seien bis zum Mittag rund 170 gestrichen worden, einzelne weitere Flüge könnten ausfallen. Fluggäste sollten sich bei ihrer Fluglinie erkundigen.
Kurz nach fünf Uhr morgens hatten nach Angaben der Bundespolizei sieben Menschen ein Loch in den Flughafenzaun geschnitten und sich an den Köpfen von Start- und Landebahnen festgeklebt. Ein Aktivist sei bereits am Zaun klebengeblieben, sagte ein Sprecher dem epd. Polizisten und Feuerwehrleute seien rasch vor Ort gewesen und hätten die Demonstranten vom Asphalt gelöst. Die Nordwestbahn sei kurz nach sieben Uhr frei gewesen, um 7.50 Uhr alle Rollbahnen. Um 10.15 Uhr sei der letzte Demonstrant vom Boden gelöst worden. Die Polizei stelle die Identität der Demonstranten fest und erstatte Anzeige wegen gefährlichem Eingriff in den Luftverkehr.
Die „Letzte Generation“ zeigte im Internetdienst X Fotos von den Protesten und schrieb: „Die weitere Förderung und Verbrennung von Öl, Gas und Kohle ist eine Bedrohung unserer Existenz.“ Sie forderte einen Ausstieg aus den fossilen Energien bis zum Jahr 2030. Der Protest in Frankfurt war nach ihrer Darstellung Teil eines abgestimmten Protestes in verschiedenen Ländern, mit dem ein internationaler Vertrag zum Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle erreicht werden soll. Am Mittwoch war der Flughafen Köln/Bonn blockiert worden.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte der „Bild“-Zeitung (Donnerstag): „Offenbar geht es den Klimaaktivisten darum, maximalen Schaden anzurichten.“ Darauf müsse der Gesetzgeber „mit maximaler Härte“ reagieren: „Wir haben die Verschärfung der Strafen für solche kriminellen Machenschaften bereits auf den Weg gebracht“, sagte der Minister. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte die Aktionen „gefährlich, dumm und kriminell. Wer Landebahnen blockiert, riskiert nicht nur sein eigenes Leben, sondern gefährdet auch andere und schadet allen Reisenden“, sagte sie im Internetdienst X.
Die Bundesinnenministerin bekräftigte, dass die Strafen für die sogenannten Klima-Kleber verschärft werden sollen. „Unser Gesetzentwurf sieht bis zu zwei Jahre Haft für das unberechtigte Eindringen auf Flughafengelände vor und bis zu fünf Jahre in schweren Fällen, in denen zum Beispiel Messer mitgeführt werden“, sagte sie der Funke-Mediengruppe. Das Kabinett habe den Gesetzentwurf beschlossen, jetzt könne er im Bundestag zügig beraten und verabschiedet werden.
Der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) nannte die Eingriffe in den Luftverkehr eine große Gefahr für die Sicherheit. „Wer politische Ziele mit den Mitteln des Strafrechts durchzusetzen versucht, verstößt fundamental gegen unsere demokratischen Spielregeln“, sagte er am Donnerstag in Wiesbaden. „Gefährdungen von Menschenleben und Straftaten sind niemals legitime Mittel in der politischen Auseinandersetzung.“ Er hoffe sehr, dass die „Letzte Generation“ diese Form des Protests schnellstmöglich beende.