Frankfurt a.M. – Die großen evangelikalen Verbände haben sich gegen die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe von Mann und Frau gewandt. Die Entscheidungen einiger evangelischen Landeskirchen, öffentliche Gottesdienste zur Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare zu ermöglichen und „diese durch die Eintragung in Kirchenbücher der Ehe gleichzustellen“, lehnten sie ab, heißt es in einer Pressemitteilung.
„Völlig unakzeptabel“ sei zudem der Beschluss der Evangelischen Landeskirche Berlin, Brandenburg und Schlesische Oberlausitz, den „Gewissensschutz“ für Pfarrer und Gemeinden, die die Trauungen von homosexuellen Paaren ablehnten, auf fünf Jahre zu begrenzen, heißt es weiter. Kurz zuvor hatte die Berliner Landessynode beschlossen, dass vom 1. Juli an homosexuelle Paare in öffentlichen Gottesdiensten kirchlich heiraten können – nach Hessen und Nassau sowie rheinischer Kirche als dritte von 20 evangelischen Landeskirchen.
Das stößt auf die Kritik von 20 Vertretern des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands, der Deutschen Evangelischen Allianz, der Initiative „Zeit zum Aufstehen“ und des neuen „Netzwerk Bibel und Bekenntnis“. Darunter waren der Leiter des Netzwerks, Pfarrer Ulrich Parzany, und der Allianz-Vorsitzende und Präses des Gnadauer Verbandes, Michael Diener.
Keine Einigung erzielten die Evangelikalen aber in der im Dezember aufgebrochenen innerevangelikalen Diskussion über die Bewertung von Homosexualität. Die Bewegungen und Initiativen seien sich zwar einig in ihrem Bekenntnis, dass die Bibel die Grundlage für Lehre und Leben der Christen sei, heißt es in der Mitteilung. Über die sich daraus ergebenden praktischen Konsequenzen hätten sie sich „jedoch nicht einigen können“.
Im Dezember hatte Diener für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen geworben, die evangelikalen Christen zu mehr Selbstkritik ermuntert und vor der Abschottung gegen die Landeskirchen gewarnt. Seine Äußerungen waren auf teils scharfe Kritik in evangelikalen Kreisen gestoßen, auch von Parzany. Der Hauptvorstand der Allianz hatte sich Anfang März gegen eine Diskriminierung wegen des Geschlechts und der geschlechtlichen Orientierung gewandt. Der Vorstand sehe „allerdings praktizierte Homosexualität – wie andere Formen der außerehelichen Sexualität – grundsätzlich als unvereinbar mit der für den christlichen Glauben maßgebenden biblischen Ethik an“, hieß es.
Anfang März hatte auch Diener angekündigt, dass er zum Jahresende sein Amt als Allianz-Vorsitzender niederlegen werde. Das habe aber nichts mit dem Streit zu tun, sondern mit seiner Wahl in den Rat der EKD, sagte er.epd
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