Für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge in Hamburg steht der Siegerentwurf fest. Die Architektenbüros Schulz und Schulz (Leipzig), Haberland und die POLA Landschaftsarchitekten (beide Berlin) haben den durch die Jüdische Gemeinde in Hamburg ausgerichteten Architektenwettbewerb gewonnen. Eine 27-köpfige Jury habe das Planungsteam mit seinem Entwurf einstimmig zum Sieger des Wettbewerbs gekürt, informierte die Stiftung Bornplatzsynagoge am Freitag. „Der Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge ist ein wichtiges Projekt zur Stärkung des jüdischen Lebens in Hamburg“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
Der Entwurf gebe der historischen Synagoge ihren angestammten Platz am Grindelhof zurück, und er gebe „dem Bauvorhaben ein eigenes Gesicht“, sagte Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Stadt Hamburg. „Die Entwurfsverfasser schaffen es, auf eine sehr feinfühlige Art und Weise die historische Synagoge wiederaufzubauen, ihr die gewünschte historische Anmutung zu geben und zusammen mit der liberalen Synagoge, neuen Wohnungen, einer Bibliothek und einem Gemeindesaal ein stimmiges Gesamtensemble entstehen zu lassen.“ Die historische Synagoge solle eine gläserne Kuppel erhalten.
„Jüdisches Leben in Deutschland bleibt schutzbedürftig“, sagte Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Der Siegerentwurf vereine den Wunsch der Jüdischen Gemeinde nach Offenheit durch verschiedene Begegnungsräume wie auch nach Sicherheit. „Trotzdem wird es keine Zäune geben“, betonte Stricharz.
Auch Daniel Sheffer, Vorsitzender der Stiftung Bornplatzsynagoge, betonte: „Jüdisches Leben gehört nicht hinter Zäune.“ Für ihn sei der Wiederaufbau der historischen Synagoge ein wichtiges Zeichen der Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Deutschland. „Vor fast 90 Jahren haben die Hamburger die Bornplatzsynagoge zerstört, heute bauen sie sie wieder auf.“ Der gekürte Entwurf stelle ein Angebot für Begegnung dar.
„Jeder Schüler und jede Schülerin in Hamburg soll einmal eine Synagoge von innen gesehen haben“, sagte Stefanie Szcupak, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Der Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge solle dazu beitragen.
Nach der Kür des Siegerentwurfs gehe es nun an die genauere Planung der Bauvorhaben, sagte Jan Pörksen (SPD), Staatsrat und Chef der Senatskanzlei. In einem nächsten Schritt werde das Vergabeverfahren für die Fachplanung durchgeführt, anschließend könnten genauere Angaben zu Zeiträumen und Kosten gemacht werden. Der Hamburger Senat, die Bürgerschaft und der Bund hätten ihre Unterstützung erklärt.
Die ehemalige Synagoge am Bornplatz zählte zu den größten Synagogen Deutschlands. Sie war mehr als 30 Jahre religiöses, kulturelles und gesellschaftliches Zentrum der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Nach der Schändung und Plünderung im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge zwangsweise von Nationalsozialisten abgerissen.