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Viele Tote: Entsetzen nach Anschlag auf Kirche in Syrien

Die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt in Syrien ist vergebens. Schon wieder trifft es die christliche Minderheit: mit einem tödlichen Anschlag auf eine Kirche.

Nach dem Anschlag ist die Kirche in Damaskus verwüstet, Rettungskräfte räumen auf
Nach dem Anschlag ist die Kirche in Damaskus verwüstet, Rettungskräfte räumen aufImago / NurPhoto

Nach dem Bombenanschlag auf eine Kirche in Damaskus ist die Zahl der Todesopfer auf 25 gestiegen. 63 Menschen seien verletzt worden, meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Kirchen und Regierungsvertreter weltweit reagierten entsetzt auf den Anschlag. Dabei hatte sich ein Selbstmordattentäter an der Eingangstür der griechisch-orthodoxen Mar-Elias-Kirche in der syrischen Hauptstadt während eines Gottesdienstes in die Luft gesprengt. Das Innenministerium in Damaskus machte die Terrormiliz “Islamischer Staat” für die Bluttat verantwortlich.

Syriens Präsident Ahmed al-Scharaa sprach von einem “kriminellen Akt, der das gesamte syrische Volk getroffen hat”. Laut Mitteilung des Präsidialamts kündigte er an, alle Sicherheitsdienste arbeiteten daran, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Zugleich appellierte der Präsident an die nationale Einheit: “Diese abscheuliche Tat, die unschuldige Menschen an einem Ort des Gebets traf, erinnert uns an die Bedeutung von Zusammenhalt und Solidarität.”

EU reagiert nach Anschlag auf Kirche in Syrien

Ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel bezeichnete die Tat als “heimtückische und feige Gewalt gegen Christen” und zugleich gegen alle Syrer. Es sei “nötig, die Bemühungen gegen die Terrorbedrohung zu verstärken” und den “Islamischen Staat” und andere Terrororganisationen dauerhaft zu besiegen. Die EU unterstütze sämtliche Unternehmungen der syrischen Übergangsregierung, um die Sicherheit aller Syrer zu gewährleisten. Dabei dürfe es keine ethnische oder religiöse Diskriminierung geben, so der Sprecher.

Nach dem Anschlag zünden die Menschen Kerzen für die Opfer an
Nach dem Anschlag zünden die Menschen Kerzen für die Opfer anImago / Anadolu Agency

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) verurteilte den Anschlag auf die betenden Christen in Damaskus. “Diese feige Tat ist ein Anschlag auf die gesellschaftliche Vielfalt Syriens”, sagte sie in Berlin. Das Ministerium unterstütze den Wiederaufbau und den gesellschaftlichen Zusammenhalt Syriens. “Der Wiederaufbau muss zu schnellen Ergebnissen führen, um Radikalen den Nährboden zu entziehen”, so Alabali Radovan.

Auch viele Kirchenvertreter verurteilten das Selbstmordattentat auf die Damaszener Elias-Kirche. In einer gemeinsamen Erklärung der Patriarchen und Kirchenoberhäupter im Heiligen Land forderten diese am Montag “umfassende Maßnahmen, um das Leben und die Religionsfreiheit aller Christen und anderer religiöser Gruppen in Syrien zu schützen”.

“Äußerst schwierige Zeit” für Nahen Osten

Zuvor hatte der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Rai, gewarnt, der Nahe Osten durchlebe “äußerst schwierige Zeiten, die ihre Zivilisationen, Kulturen und ihr reiches historisches Erbe” gefährdeten. Das armenisch-katholische Patriarchat betonte laut dem Nachrichtenportal Abouna, der brutale Anschlag auf die “Heiligkeit eines Gotteshauses” verstoße gegen jede Religion und Menschlichkeit.

Auch Staats- und Regierungschefs arabischer Staaten – darunter Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Katar und Irak – verurteilten den Anschlag. Das jordanische Außenministerium bekräftigte seine Unterstützung für die syrische Regierung bei der Bekämpfung von Terror. Im Libanon forderte Präsident Joseph Aoun Maßnahmen, um eine Wiederholung solcher Anschläge zu verhindern und Gotteshäuser, ihre Gläubigen und alle syrischen Bürger zu schützen.

Katholische Deutsche Bischofskonferenz zeigt sich besorgt

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte sich besorgt gezeigt, dass der Anschlag syrische Christen zur Flucht bewegen könnte. Sie benötigten nun Unterstützung.

Unterdessen schlossen Menschenrechtler weitere terroristische Angriffe auf Kirchen in Syrien nicht aus. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen mitteilte, wurde in der Provinz Hama an mehreren Kirchen die Botschaft “Ihr kommt dran” hinterlassen. “Die neuen syrischen Machthaber sind nicht gewillt, Minderheiten vor Angriffen zu schützen”, erklärte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido.