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El Yazidi fehlt klare Linie in der deutschen Israel-Politik

Deutschland braucht wieder eine Willkommenskultur – das fordert der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland. El Yazidi erlebt auch: “Man wird immer als Fremder gebrandmarkt.”

Abdassamad El Yazidi, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), kritisiert die deutsche Israel-Politik. Die deutsche Ping-Pong-Politik sei inkonsequent, sagte er Ippen.Media (Sonntag). “Heute wird ein Waffenstillstand gefordert und morgen sagt der Kanzler, es würden Waffen an Israel geliefert. Es gibt keine klare Linie.” Deutsche würden in Israel nicht mehr Ernst genommen.

Länder wie Marokko, woher El Yazidis Familie stammt, hätten es hingegen geschafft, die Politik Israels zu kritisieren, ohne die Verbindung zu kappen. “Länder, die es schaffen, in Freundschaft Kritik zu üben, werden von Israel wertgeschätzt.”

Er betonte auch: “Nicht nur für mich persönlich, sondern für die allermeisten Muslime in Deutschland steht das Existenzrecht Israels nicht zur Debatte.” Allerdings sei Antisemitismus innerhalb der muslimischen Community tatsächlich ein Thema. Seiner Einschätzung nach handele es sich allerdings um “eine ganz kleine Randgruppe, die extremistisch beeinflusst ist, die nicht größer, sondern lauter geworden ist. Trotzdem ist es natürlich unsere Verantwortung, dagegen vorzugehen”.

Kritik übte der ZMD-Vorsitzende an der Gesellschaft in Deutschland. Über Muslimfeindlichkeit sagte er: “Man wird immer als Fremder gebrandmarkt, obwohl man die deutsche Sprache spricht und sich in die Gesellschaft einbringt und mitverantwortlich für den Wohlstand in unserem Land ist. Islamophobie rückt Menschen ins Abseits.” Das führe zu Abwanderung in Länder wie Norwegen, Saudi-Arabien oder die Emirate. Menschen fühlten sich dort willkommener.

In diesem Zusammenhang forderte El Yazidi, die Willkommenskultur, die Deutschland einmal ausgemacht habe, mit Leben zu füllen und gut ausgebildeten Menschen in Arbeit zu bringen. “Wir haben in Deutschland kein Problem durch Zuwanderung, sondern wir haben Fachkräftemangel. Es ist paradox: Anstatt die Zugewanderten willkommen zu heißen und ihre Fachkompetenz anzuerkennen, stigmatisieren wir sie ständig.” Nicht Einwanderung sei das Problem, sondern Rechtsradikalität, die in Deutschland wieder hoffähig gemacht werde.