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EKD-Synodenpräses Heinrich kritisiert Umgang mit Flüchtlingen auf Kos

Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, kritisiert den Umgang mit Flüchtlingen in Griechenland. Sie sei erschrocken, wie massiv die Abschottung sei, sagte die in Regensburg lebende Vorsitzende des Kirchenparlaments dem Evangelischen Pressedienst (epd). Während eines Besuchs an der EU-Außengrenze besuchte sie unter anderem das „Closed Control Access Center“ auf der griechischen Insel Kos.

„Der Name sagt es ja bereits: Das Lager ist eine geschlossene Unterbringung, und die Abschottung dieser Menschen ist auch deutlich zu sehen. Es ist komplett umzäunt, inklusive Stacheldraht“, sagte Heinrich. Das Lager gilt als Pilotprojekt. Im Zuge der EU-Asylreform entstehen andernorts baugleich ähnliche Lager.

Heinrich bemängelte, dass es trotz großer Hitze auf der Insel kaum Schattenplätze gebe, die Nahrung den Bedarf nicht decke und es an medizinischer und psychologischer Versorgung mangele. Den Asylbewerbern sei oft nicht klar, wie die Prozesse ablaufen, weil es an Informationen und Übersetzern mangele.

Die Vorsitzende des EKD-Kirchenparlaments forderte, dass die EU mehr Verantwortung für die Zustände in dem griechischen Lager übernimmt. „Wenn die EU für mehr als 35 Millionen Euro ein Lager errichtet, dann muss die EU auch die Verantwortung dafür tragen, dass Menschen dort unter Bedingungen leben, die ein Mindestmaß an Anstand haben. Und wenn diese Lager Pilotprojekte für weitere Lager dieser Art sind, dann müssen es Lernorte sein. Dann braucht es ein Monitoring. Werden Missstände festgestellt, müssen sie behoben werden“, sagte sie.

Die Lager seien für die Erstaufnahme und Registrierung gedacht, sagte Heinrich. „Aber in der Realität haben wir erfahren, dass es nicht immer so klappt, sondern dass Menschen dort teilweise mehrere Wochen oder Monate bleiben.“ Integration könne während dieser ersten Zeit nicht einmal beginnen. „Bildung, die neue Sprache lernen, sich austauschen – all das hat in den Lagern keinen Platz“, sagte Heinrich. Dezentrale Lösungen seien menschenfreundlicher und sollten forciert werden.

Die Stimmung in Europa gegenüber Flüchtlingen und Migranten habe sich seit 2015 stark verändert, was Heinrich beunruhigt: „Es ist schon erschreckend, wie schnell man Leid verdrängen kann, obwohl man es direkt vor der Nase hat.“ (00/2055/07.07.2024)