Text von Ludger Voigt, Mary Burugu, Elisabeth Albrecht, Lina Sophie Duppel
Es war einmal eine Gruppe lebensfroher Jugendlicher, die sich aufmachten, in Israel ein Zeichen für Frieden und Hoffnung zu setzen. Wir waren 36 Menschen aus Südafrika, Polen, Deutschland und Israel – Christen, Muslime, Juden, Atheisten und alles dazwischen. In drei Wochen wollten wir gemeinsam einen Spielplatz in Form eines Regenbogens bauen. Doch war die Situation in Israel ähnlich steinig wie der Boden, durch den wir uns mit Schaufeln, Spaten und Presslufthammer durchkämpfen mussten.
„Du kannst doch jederzeit nach Israel fliegen, warum denn unbedingt jetzt und das nur für einen Spielplatz?“ Unsere Eltern und Freunde waren sehr besorgt, so dass sich unser Abflug um ein paar Tage verzögerte. Als wir dann schließlich in Israel mit offenen Armen empfangen wurden, bestätigten sich unsere Sorgen nicht. Im Gegenteil, wir hatten das Gefühl, am friedlichsten Ort der Welt angekommen zu sein. Der Regenbogen entstand im BustanNofMeshutaf, einem Garten der Verständigung, gegründet von der Familie Goldin. Als ihr Sohn Omri mit 20 im Konflikt ums Leben kam, entschieden sich die Eltern, nicht wieder mit Hass und Gewalt zu reagieren, sondern sich stattdessen um so mehr für den Frieden zwischen Juden und Arabern einzusetzen. Der Bustan liegt im Norden des Landes zwischen jüdischen und arabischen Ort-schaften und ist offen für alle. Hier finden zum Beispiel Begegnungsprojekte für Schulklassen statt. Jetzt bot er unserer bunten Gruppe ein Zuhause für die kommenden Tage.
Es ist überwältigend, wie verbunden wir uns von Anfang an miteinander fühlten. Für den Alltag teilten wir uns in kleinere Familiengruppen, die man sich wie im echten Leben nicht aussuchen konnte. Wenn man nicht gerade in der Sonne am Regenbogen schwitzen durfte, konnte man sich so durch die Geschirrberge kämpfen, die Geschehnisse des Vortages für die Internetseite reflektieren oder künstlerisch mit anderen Persönliches teilen.
Jede Familie verbrachte einen Tag damit, sich über ihre Vorstellungen von und Sehnsüchte nach Frieden auszutauschen und diese in Mosaiken festzuhalten. Klar ist: Einfache Lösungen gibt es nicht. Aber immer wieder miteinander zu sprechen ist ein Anfang. Unsere Gemeinschaft war eine unglaublich intensive und schöne Erfahrung. So tauchte immer wieder die Frage auf: Wenn wir hier zusammenleben können – warum sollte das dann nicht überall möglich sein?
Während der Frieden für uns so nahe war, holten uns Nachrichten aus Zeitungen und Familien immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Oft war es unvorstellbar, dass die Konflikte des Südens sich in dem Land abspielten, in dem wir uns gerade befanden.Als die Flüge aus Tel Aviv gestrichen wurden, wurde unsere Zeit ein weiteres Mal verkürzt und wir traten unsere Heimreise fünf Tage früher an als geplant. Den Spielplatz konnten wir aber fertig stellen und in einer wunderschönen Zeremonie eröffnen, in der sich auch die verschiedenen Israelis der Region mit uns trafen und feierten. So strahlen unsere Hoffnungen farbenfroh als Regenbogen in einem kleinen Garten im Norden Israels.