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Wie eine indische Pastorin gegen Rassismus kämpft

Die gebürtige Inderin und Pastorin Joy Devakani Hoppe ist ins Kuratorium der Hanns-Lilje-Stiftung in Hannover berufen worden. Sie kämpft mit anderen Frauen zusammen gegen Unterdrückung.

Pastorin Joy Devakani Hoppe (vorne links) bei einem Workshop gegen Rassismus.
Pastorin Joy Devakani Hoppe (vorne links) bei einem Workshop gegen Rassismus.Vivien Neugebauer

Eigentlich ist es nicht viel, was sich die gebürtige Inderin Joy Devakani Hoppe von ihren Mitmenschen erhofft: „als Mensch akzeptiert zu werden“, sagt die Pastorin, die mittlerweile in Hamburg lebt und arbeitet, aber auch in Niedersachsen tätig ist. Doch leider muss sie immer wieder erleben, dass sie wegen ihrer Hautfarbe ausgegrenzt und abgewertet wird. „Dann sprechen sie lieber mit einer Kollegin als mit mir, obwohl ich fachlich doch genauso fit bin“, empört sie sich. Nicht zuletzt wegen ihrer theologischen Kompetenz ist Hoppe jüngst ins Kuratorium der Hanns-Lilje-Stiftung in Hannover berufen worden.

Abwertung, Ausgrenzung und Unterdrückung begleiten die 49-jährige Frau, die 200 Kilometer nördlich vom damaligen Madras aufwuchs, ein Leben lang. Als Mitglied der Dalits, der untersten Hindu-Kaste, sei sie rechtlos gewesen und habe keine eigenen Entscheidungen treffen dürfen. Nicht einmal einen Tempel habe sie betreten dürfen, erzählt Hoppe. Doch weil ihr Vater zum Christentum konvertiert war und eine Missionsschule leitete, habe sie eine Perspektive gehabt. Sie wurde Christin, kam nach Deutschland und arbeitet heute als Pastorin in der „Ökumenischen Arbeitsstelle Weitblick“ in Hamburg.

Das Christentum als großes Geschenk erlebt

Die Konversion zum Christentum und das Theologiestudium hat Hoppe als großes Geschenk erlebt. Sie habe eine lang Weg zurücklegen müssen, um sich zu „befreien“, erzählt sie und schwärmt von dem Moment, als sie als Pastorin an den Altar getreten sei und für die Gemeinde den Schlusssegen gesprochen habe. „Ich habe mich zum ersten Mal gefühlt wie ein richtiger Mensch“, sagt Hoppe.

Und sie ist weiter unterwegs: Beruflich setzt sie sich für Ökumene und Partnerschaftsarbeit ein. Unter anderem leitet sie Workshops gegen Rassismus und gibt Kurse in interreligiösen „Lernhäusern“, die von den Kirchen im Norden finanziert werden. Hier kommen Frauen aller Glaubensrichtungen und Kulturen zusammen und lernen, wie sie respektvoll miteinander umgehen und einander annehmen können. Im Kuratorium der Hanns-Lilje-Stiftung will sie dafür sorgen, dass kirchliche Bildungsarbeit wie diese finanziell unterstützt wird.

“Das ist unsere Pastorin, die stiehlt nicht”

Wie wichtig diese Arbeit ist, hat Joy Devakani Hoppe immer wieder auch am eigenen Leib erfahren. So sei es für sie schwer gewesen, nach dem Vikariat eine Gemeinde zu finden. „Viele wünschen sich eine deutsche Pastorin, weil sie bestimmte Bilder im Kopf haben“, erklärt sie. Und in einer Kirchengemeinde habe sie eine Frau zu einer anderen sagen hören: „Pass auf deine Tasche auf!“ Doch die Angesprochene habe entgegnet: „Das ist unsere Pastorin, die stiehlt nicht.“ Hoppe versucht dann, stark zu bleiben. Der Glaube gebe ihr die Kraft, sagt sie. Aber sie weiß, dass der Weg noch lang ist.