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Diakonie verteidigt Tarife für Pflegekräfte

Studie zeigt große regionale Unterschiede bei der Bezahlung von Altenpflegekräften

GÜTERSLOH – Der juristische Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, Thomas Oelkers, hat die Tarife der Diakonie RWL für Pflegekräfte verteidigt, auch wenn dadurch die Pflegekosten in Heimen höher lägen als in anderen Bundesländern. Anlass ist eine aktuelle Untersuchung der Bertelsmann Stiftung, nach der Senioren häufig die stationäre Pflege in Heimen nicht aus eigener Kraft bezahlen können. Demnach reiche das durchschnittliche Einkommen der über 80-Jährigen in 62 Prozent der Kommunen für die Zuzahlungen im Pflegeheim nicht aus, erklärte die Stiftung bei der Vorstellung der Studie in Gütersloh.
Große Abstände zwischen den Kosten für die stationäre Pflege und dem Einkommen der Senioren gibt es der Studie zufolge besonders in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg. In den ostdeutschen Bundesländern sowie in Schleswig-Holstein und weiten Teilen Niedersachsens deckten zwar die Einkünfte der Senioren die durchschnittlichen stationären Pflegekosten, hieß es. Grund dafür sei jedoch, dass dort die Fachkräfte in der Altenpflege deutlich schlechter bezahlt würden.
Die im Nordosten günstige Bilanz zwischen Kaufkraft und Pflegekosten gehe somit zulasten der Pflegekräfte, kritisierte die Stiftung. Hier seien Tarifpartner und Politik gefragt. Die Leistungen der Pflegeversicherung müssten so weiterentwickelt werden, „dass Altenpflegekräfte leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen finanziell zu überfordern“, sagte Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Stiftung.
„Die Pflegekräfte müssen mit ihrem Gehalt ihren Lebensunterhalt bestreiten können und das können sie nur, wenn wir sie ordentlich nach den ausgehandelten Tarifen bezahlen“, sagte Thomas Oelkers vom Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Dass sich das direkt auf die Versicherten niederschlüge, sei ein Webfehler im System der Pflegeversicherung. Oelkers forderte „eine Weiterentwicklung der Pflegeversicherung, damit gerechte Löhne nicht die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen finanziell belasten“.
Die Erhebung macht außerdem deutlich, dass ein Pflegekräftemangel vor allem in den Regionen zu erwarten ist, in denen die Bezahlung geringer ist. In weiten Teilen Westfalens sei die Fachkräftesituation dagegen „vergleichsweise etwas weniger problematisch“, heißt es in der Studie. Im Norden und Osten Deutschlands werden die Fachkräfte in der Altenpflege der Studie zufolge deutlich schlechter bezahlt als im Westen und Süden. Die Bruttogehälter der Pflegekräfte lagen demnach im Jahr 2013 zwischen monatlich 1714 Euro und 3192 Euro.  leg/epd