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Deutsche Politik würdigt Kissinger als herausragenden Diplomaten

Deutsche Politiker haben den am Mittwoch gestorbenen ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger als großen Staatsmann und außergewöhnlichen Diplomaten gewürdigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb in einem Kondolenzschreiben an Kissingers Familie: „Mit klarer Sprache und unerschrockener Diplomatie hat er die Vereinigten Staaten von Amerika und die Weltpolitik der Nachkriegszeit entscheidend geprägt.“ Er habe mit seiner Entspannungs- und Abrüstungspolitik den Grundstein für das Ende des Kalten Krieges und für den demokratischen Wandel im Osten Europas gelegt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb im Netzwerk X, vormals Twitter, die Welt verliere einen besonderen Diplomaten. „Sein Einsatz für die transatlantische Freundschaft zwischen den USA und Deutschland war bedeutend, seiner deutschen Heimat blieb er stets verbunden“, würdigte der deutsche Kanzler Kissinger.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nannte den früheren US-Außenminister einen Politiker, „der nicht nur Diplomat, sondern auch ein Vordenker und Schaffer von Frieden und Aussöhnung war“. Sein Wirken sei „eine Ode an die Menschlichkeit und eine Hymne an die Hoffnung auf Verständigung über internationale Grenzen hinweg“ gewesen. Wüst hob zudem Kissingers Verdienste um die europäische Einigung hervor, für die er 1987 in Aachen den Karlspreis erhielt.

Der in Deutschland geborene Kissinger, der 1938 als Kind mit seiner jüdischen Familie in die USA geflohen war, war am Mittwoch (Ortszeit) im Alter von 100 Jahren in Connecticut gestorben, wie sein Beratungsunternehmen mitteilte. Von 1969 bis 1975 war Kissinger Nationaler Sicherheitsberater und zwischen 1973 und 1977 Außenminister in den Regierungen der Republikaner Richard Nixon und Gerald Ford.

Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Kissinger in Europa als US-Soldat gegen das nationalsozialistische Deutschland, machte später an der Eliteuniversität Harvard eine akademische Karriere. Er setzte sich als US-Außenpolitiker für eine Entspannung in den Beziehungen zur Sowjetunion sowie für eine Annäherung an China ein.

1973 bekam er für seine Verhandlungen zur Beendigung des Vietnamkriegs den Friedensnobelpreis, zusammen mit seinem vietnamesischen Gesprächspartner Le Duc Tho. Dieser lehnte den Preis ab, denn der Krieg hielt an und ging erst 1975 zu Ende.

Nach seiner politischen Karriere blieb Kissinger mit seiner Beraterfirma, bei Konferenzen, mit Vorträgen und in Interviews öffentlich präsent, auch in Deutschland. Mit dem 2015 verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) verband ihn eine Freundschaft. Im Sommer war er kurz nach seinem 100. Geburtstag noch einmal in seiner Geburtsstadt Fürth zu Besuch.