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Christof Theilemann vom Berliner Missionswerk geht in Ruhestand

Seit 2019 ist Christof Theilemann Direktor des Berliner Missionswerks. An diesem Sonntag wird der Theologe in der Französischen Friedrichstadtkirche in den Ruhestand verabschiedet.

Christof Theilemann
Christof Theilemann

Abitur am evangelischen Gymnasium auf Hermannswerder, der Vater Pfarrer, der Großvater Superintendent. Der Weg schien vorgezeichnet. Christof Theilemann wollte aber eigentlich gar nicht in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten. Selbst als er am Sprachenkonvikt in Berlin dann doch noch mit dem Theologiestudium begann, war das Pfarramt nicht unbedingt sein Ziel. Sein Faible waren die Sprachen, Englisch und Französisch. „Ein Sprachstudium war für mich aber nicht möglich“, sagt er, „da mein Abitur am evangelischen Gymnasium in der DDR nicht anerkannt wurde.“ So begann er seine berufliche Laufbahn mit einer einjährigen Tätigkeit im Zentralantiquariat in Leipzig. „Als eine Französin dort ihre Paperback-Sammlung französischer und englischer Klassiker verkauft hat, habe ich die gesamte Sammlung aufgekauft und gelesen.“

Christof Theilemann: Über die Beatles zum Dolmetschen

Als Beatles-Fan habe er eine Affinität zur englischen Sprache gehabt, erinnert er sich. Und er habe viel für den Bund Evangelischer Kirchen in der DDR gedolmetscht. „Wenn ich Gäste zur innerdeutschen Grenze gebracht habe und sie selbst als DDR-Bürger nicht passieren durfte, war die Sehnsucht groß.“ Entstandene Brieffreundschaften und der Kontakt mit der Verwandtschaft im Rheinland hielten die Sehnsucht lebendig. Als er nach dem Studium als Assistent des Systematikers Wolf Krötke an seiner Doktorarbeit zur Trinitätsfrage in der neueren deutsch- und englischsprachigen Theologie arbeite, ergab sich eine seltene Chance. „Die DDR hatte es der Kirche ermöglicht einmal im Jahr eine Person als Stipendiat für ein Jahr ins westliche Ausland – nicht in die BRD – zu entsenden.“ So konnte Theilemann seine Doktorarbeit in Cambridge erarbeiten und sie zuerst in Englisch und dann später in Deutsch verfassen. Eine Entscheidung, die Opfer verlangte, denn seine Frau musste in der DDR bleiben.

Gruppenfoto des Festes 200 Jahre Berliner Missionwerk 2024
Gruppenfoto des Festes 200 Jahre Berliner Missionwerk 2024Berliner Missionswerk Herzog

Aufgrund seiner England-Erfahrungen berief ihn nach der Wende Außenminister Markus Meckel, ebenfalls Theologe und Absolvent des Sprachenkonvikts, in den diplomatischen Dienst ins Außenministerium. Gegenüber Theilemann, inzwischen Lektor bei der Evangelischen Verlagsanstalt, begründete er das so: „In der gewendeten DDR saßen noch so viele Alt-Kader im Außenministerium, da brauchte er Leute, denen er vertrauen konnte.“

Ins Gemeindepfarramt wegen der Familie

„Danach habe ich mir gedacht, Theologe, bleib bei deinen Leisten und bin aus familiären Gründen ins Gemeindepfarramt gegangen.“ Für acht bis zehn Jahre, wie er dachte. Aber immer wieder gingen Kollegen und Theilemann wollte die Gemeinden nicht im Stich lassen. Von 1991 bis 2010 war er Pfarrer in Königs Wusterhausen. 2011 wurde er dann Landeskirchlicher Pfarrer für Ökumene und Weltmission im Berliner Missionswerk. Dort war er verantwortlich für West-Europa, die USA und Asien. 2019 wurde er dessen Direktor.

Fragt man Christof Theilemann kurz vor seiner Verabschiedung nach den Highlights in seiner Arbeit, liegen jüngste Ereignisse obenauf – die Christlichen Begegnungstage im Juni 2024 in Frankfurt/Oder und die Feierlichkeiten zum 200. Jubiläum des Berliner Missionswerks nur wenige Wochen später. Wenn er mit großer Freude davon spricht, dass im September 2024 Gäste aus allen Partnerländern des Missionswerks in Berlin dabei waren, merkt man ihm an, dass es die Begegnung mit den Menschen aus der ganzen Welt ist, die für ihn im Mittelpunkt seiner Arbeit steht.

Warum der Brexit ein echter Schock war

„Für die meisten Menschen gehört die Globalisierung auf die eine oder andere Weise zum Alltag“, sagte er in einem Interview zu Beginn seiner Tätigkeit als Direktor des Missionswerks. „Die Frage ist nicht, ob man das akzeptiert, sondern wie man damit umgeht.“

Das gilt gerade auch in schwierigen Zeiten. In seine Amtszeit fielen die Corona-Krise, der Ukraine-Krieg, der Krieg im Gaza-Streifen, der Brexit und die USA unter Trump. „Der Brexit war für unsere Partner in England ein Schock. Sie hatten mit diesem Ausgang nicht gerechnet.“ Wohl auch, weil der Norden Londons, wo sich die Partner-Diözese befindet, mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt hatte. Konkrete Folgen für die Partnerschaftsarbeit habe es aber kaum gegeben. Die „tollen Bemühungen“ der britischen Partner hätten geholfen, die neuen bürokratischen Hindernisse zu überwinden.

Ähnlich sieht es im Verhältnis zu den USA aus. Die United Church of Christ (UCC), die liberale Partnerkirche der EKBO in den USA, hätte zwar durchaus mit Anfeindungen zu tun. „Bereits zur ersten Amtszeit des Präsidenten Donald Trump haben UCC-Pfarrpersonen Morddrohungen erhalten, weil Menschen den offenen Kurs der Kirche gegenüber LGBTQ-Menschen nicht akzeptieren“, sagt er.

Christof Theilemann, Direktor des Berliner Missionswerks
Christof Theilemann, Direktor des Berliner MissionswerksNorbert von Fransecky

Aber die Arbeit geht weiter, auch wenn die Akzeptanz nicht an jeder Stelle bis zur Gemeindebasis reicht. „Unsere Partnerschaften bestehen zu progressiven Kirchen und bislang ist noch keiner unserer Partner umgefallen.“ Das Freiwilligen-Programm konnte in den USA sogar verstärkt werden. Es befinden sich derzeit US-Freiwillige in der EKBO. Am Rande der Feierlichkeiten zum 200. Jubiläum konnten Einsätze von Freiwilligen in Wisconsin und Syracuse, New York, vereinbart werden. „Wir machen weiter wie bisher. Jetzt erst recht!“ In Zukunft aber erst einmal ohne Christof Theilemann, der zwar einen Predigtauftrag in Lankwitz versehen wird, sich aber in den kommenden Monaten auf die Familie konzentrieren will.

Am Sonntag, 23. März 2025, um 15 Uhr wird Christof Theilemann in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin von seinem Dienst als Direktor des Berliner Missionswerk durch Bischof Christian Stäblein entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger und neuer Direktor wird Pfarrer Ulrich Schöntube. Der ehemalige Direktor der Gossner Mission war zuletzt Gemeindepfarrer in Berlin-Frohnau und wird sein Amt am 1. Juni antreten. Die Verabschiedung findet in der Französischen Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt, in Berlin-Mitte statt. Der Zugang zur Kirche ist barrierefrei möglich. Um Anmeldung wird gebeten unter l.hauke@bmw.ekbo.de