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Christen weltweit feiern Weihnachten – Sorge wegen Terrorgefahr

Sprengstoffspürhunde im Kölner Dom und einsame Feiern in Bethlehem: Weihnachten 2023 steht an vielerorts im Schatten von Gewalt und Bedrohung. Trotzdem feiern Christen die Geburt Jesu vor 2.000 Jahren mit Hoffnung.

Unter dem Eindruck von Krieg und Terrorgefahr haben Christen auf der ganzen Welt das Weihnachtsfest gefeiert und an die Geburt Jesu vor 2.000 Jahren erinnert. An mehreren Orten, unter anderem am Kölner Dom, überschatteten Anschlagswarnungen den Heiligen Abend. In Deutschland und Österreich nahm die Polizei mehrere mutmaßlich islamistische Tatverdächtige fest. In Bethlehem, der Geburtsstadt Jesu, verliefen die traditionell ausgelassenen Feierlichkeiten wegen des Gazakriegs still und schlicht.

Papst Franziskus sagte in seiner Predigt bei der Christmette im Petersdom, Weihnachten sei “keine Mischung aus kitschigen Gefühlen und weltlichem Trost, sondern die unglaubliche Zärtlichkeit Gottes, der die Welt rettet, indem er Mensch wird”. Mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten fügte er hinzu: “Unser Herz ist heute Abend in Bethlehem, wo der Friedensfürst noch immer von der zum Scheitern verurteilten Logik des Krieges zurückgewiesen wird, vom Lärm der Waffen, der ihn auch heute daran hindert, in der Welt eine Herberge zu finden.”

Die deutschen katholischen Bischöfe riefen zu Frieden und Konfliktlösung auf. Gerade in Zeiten von Kriegen sei es wichtig, das Weihnachtsfest zu feiern, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx im Münchner Liebfrauendom. Das Fest erinnere an einige Grundsätze, “ohne die wir die Probleme der Welt nicht lösen und ein gutes Miteinander nicht nachhaltig aufbauen können”, sagte er laut Predigtmanuskript. Für den Frieden brauche es die “Bereitschaft zu einem gerechten Ausgleich”. Mehr Waffen führten nicht näher zum Frieden.

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sagte in ihrer Weihnachtsbotschaft, viele Menschen seien derzeit erschöpft und schutzbedürftig. “Wir haben Krieg und Krisen. Und Angst haben wir auch.” An Weihnachten scheine ein anderes Licht auf die Welt. Inmitten so vieler düsterer Nachrichten brauche es den Weihnachtsmut der Engel.

Nach Terrorhinweisen hatte die Polizei den Kölner Dom in der Nacht fünf Stunden lang mit Bomben-Spürhunden abgesucht, stieß jedoch nicht auf Sprengstoff. Besucher der Gottesdienste an Heiligabend wurden gebeten, sich auf Einlasskontrollen einzustellen und möglichst keine Taschen mitzubringen.

Terrorwarnungen gab es auch in Österreich sowie in der spanischen Hauptstadt Madrid. In Wien, dessen Stephansdom als mögliches Ziel, nahm die Polizei nach Medienberichten vier Personen fest. Auch im Saarland gab es nach Informationen der “Bild”-Zeitung eine Festnahme durch Spezialeinheiten. Demnach soll es sich bei den festgenommenen Terrorverdächtigen um Tadschiken handeln, die mutmaßlich dem “Islamischen Staat in der Provinz Khorasan” (ISPK) angehören, einem IS-Ableger in Afghanistan.

Christinnen und Christen in Afrika und Asien begehen das Weihnachtsfest mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen, oft im Schutz staatlicher Sicherheitskräfte. Vor dem Hintergrund des Nahost-Kriegs steige das Risiko islamistischer Anschläge, teilte das katholische Hilfswerk missio Aachen am Freitag unter Berufung auf Partnerorganisationen in Nigeria und Pakistan mit. In Indien und Nepal sorgen derweil mögliche Aggressionen radikaler Hindus für Besorgnis. In vielen Ländern finden die eigentlichen Weihnachtsfeierlichkeiten aber erst am 25. Dezember statt.

Mit dem Einzug des katholischen Oberhaupts im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, begannen in Bethlehem im Westjordanland die christlichen Zeremonien zum Weihnachtsfest. Am späten Abend wird der Lateinische Patriarch von Jerusalem dort in der Katharinenkirche die Christmette in Erinnerung an die Geburt Jesu Christi vor rund 2.000 Jahren feiern. Dazu wurde wie üblich auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eingeladen. Wegen des Gaza-Krieges sind diesmal fast keine Pilger und Touristen in Bethlehem, das zehn Kilometer von Jerusalem entfernt liegt. Die traditionellen Feiern auf den Straßen wurden abgesagt – für die ohnehin wirtschaftlich gebeutelten Christen Bethlehems ein weiterer Tiefschlag.

Derweil rief Papst Franziskus an Weihnachten zum Teilen auf. “Verwechseln wir das Fest nicht mit Konsumdenken”, sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. “Man kann – und als Christ muss man – in Einfachheit feiern, ohne zu verschwenden, und indem man mit denen teilt, denen das Nötige fehlt oder denen es an Gesellschaft mangelt.”