Die Aktionsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland wendet sich mit einem Appell gegen die Zunahme von Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Zugleich verurteilen sie die Drohungen gegen den Buchenwald-Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner, der zuvor die AfD in Thüringen kritisiert hatte, wie die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen am Montag mitteilte. Die Stigmatisierung und Diffamierung von Minderheiten wie auch Gewalttaten hätten „längst erschreckende Ausmaße“ erreicht, hieß es.
Zu den rund 50 Unterzeichnern des bundesweiten Appells zählen Vertreterinnen und Vertreter von Gedenkstätten, Stiftungen und der Kirche. Diese Menschenfeindlichkeit basiere häufig auf rechtsextremen, völkisch-nationalistischen Vorstellungen von Politik und Gesellschaft, die mit verzerrten und verfälschenden Geschichtsbildern verbunden seien. Thüringen sei eines der Bundesländer, in denen diese Tendenz derzeit besonders deutlich zum Tragen komme.
Der Erfolg rechtsextremer Parteien und Gruppierungen gefährde die vielfältige Kultur- und Erinnerungslandschaft sowie „die Grundfesten unserer auf Menschenwürde, Diversität und Gleichberechtigung basierenden freiheitlich-demokratischen Grundordnung“, hieß es. Es gehöre zu den Grundaufgaben zeithistorischer Gedenkstätten und Erinnerungsorte, „allen geschichtsrevisionistischen Bestrebungen entgegenzutreten und sich für die uneingeschränkte Geltung der Menschenrechte einzusetzen“, so der Appell.
Bislang unbekannte Täter hatten Wagners Porträt auf eine Todesmarschstele geklebt. Die Stele erinnert an die Opfer der Todesmärsche aus den Lagern des KZ-Komplexes Mittelbau-Dora. Das hatte Wagner am 20. August auf dem Internetdienst X selbst bekannt gemacht. Er berichtete zudem von weiteren Drohungen, wonach er für sein Handeln „noch seine Strafe erhalten werde“. Der Stiftungsdirektor gehört zu den Unterstützern einer Kampagne, die ein AfD-Verbotsverfahren fordert. In einem Brief an 350.000 Haushalte warnte er die Thüringer Wähler vor einem „Geschichtsrevisionismus“ der AfD.