In Bremen muss ein Heimbewohner in der vollstationären Pflege im ersten Jahr des Aufenthalts in einem Pflegeheim durchschnittlich monatlich 3.244 Euro dazuzahlen, in Niedersachsen immerhin 2.585 Euro. Wie hoch die Selbstzahlerkosten ausfallen, sei regional sehr verschieden, erklärte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) am Montag in Köln. Im Bundesdurchschnitt werden im ersten Jahr des Aufenthalts in einem Pflegeheim monatlich 2.948 Euro Zuzahlung fällig.
Am niedrigsten ist laut dem jüngsten „Pflegeatlas“ des IW die durchschnittliche Eigenbeteiligung in Sachsen-Anhalt mit 2.456 Euro, am höchsten in Nordrhein-Westfalen mit 3.314 Euro. Insbesondere in Niedersachsen gebe es viele Kreise mit vergleichsweise niedrigen Pflegekosten, hieß es weiter. Am wenigsten zahlten Heimbewohner durchschnittlich in Wilhelmshaven: Dort seien es 2.288 Euro monatlich. Im Vergleich dazu stehe das bayrische Coburg mit durchschnittlich 4.079 Euro Eigenbeteiligung pro Monat an der Spitze.
Bundesweit sei ein Heimplatz in Ballungsräumen wie München (3.375 Euro), Stuttgart (3.427 Euro) und Köln (3.597 Euro) überdurchschnittlich teuer, hieß es. Ländliche Regionen Ostdeutschlands wie das Jerichower Land in Sachsen-Anhalt mit durchschnittlich 2.321 Euro schnitten deutlich günstiger ab. Die Autoren der Untersuchung sehen hohe Wohnkosten und Löhne in Städteregionen als wesentliche Kostentreiber.
Grundlage der Analyse sind nach IW-Angaben Daten des Verbands der Ersatzkassen. Im Oktober 2024 wurden die Angaben zu 10.820 vollstationären Pflegeheimen automatisiert erhoben. Fehlende Investitionskosten wurden durch den Kreisdurchschnitt ersetzt. Betrachtet wurden die Pflegegrade zwei bis fünf sowie die Kosten im ersten Aufenthaltsjahr für Pflege, Unterkunft, Verpflegung und Investitionen.
Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) sagte, die Zahlen zeigten einmal mehr den dringenden Handlungsbedarf in der Pflege. „Pflege darf für Menschen mit Durchschnittsrente nicht zum Luxusgut werden. Das darf so nicht bleiben.“ Er forderte erneut eine grundlegende Pflegereform. „Hier ist der Bund in der Pflicht: Dieser muss die Pflegekosten deckeln.“
Es sei klar, dass die Einnahmen der Pflegeversicherung strukturell verbessert werden müssten, betonte Philippi. „Das heißt, es muss dauerhaft und verlässlich mehr Geld für eine menschenwürdige Pflege bereitstehen.“ Wie das gelingen könne, sollte ohne Tabus und ohne ideologische Scheuklappen diskutiert werden.