Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat dazu aufgerufen, trotz andauernder Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine an der Hoffnung auf Frieden festzuhalten. „Wenn wir aufhören, auf den Frieden zu hoffen, kapitulieren wir vor dem Krieg“, sagte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich gerade nach diesem Pogrom der Hamas, der den massiven Verteidigungskrieg der israelischen Armee ausgelöst hat, ein tieferes Einsehen zeigt: dass Frieden alternativlos ist“, betonte er mit Blick auf die verheerende militärische Auseinandersetzung im Gazastreifen.
Immerhin werde wieder intensiver über eine Zweistaatenlösung diskutiert, was unter Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nahezu 25 Jahre lang unmöglich gewesen sei. „Angesichts des Drucks, unter dem seine Regierung derzeit steht, könnte es möglich sein, dass absehbar ein Waffenstillstand und langfristig eine Zweistaatenlösung zu stabiler Koexistenz führen könnten“, sagte Meister. Nur auf dieser Grundlage könnten echter Frieden und Aussöhnung wachsen. Bis dorthin sei es allerdings ein langer, generationenübergreifender Weg.
Meister: Keine Alternative zu Waffenlieferung
Zum bald zwei Jahre währenden Krieg in der Ukraine sagte Meister, es sei richtig gewesen, dass sich viele Kirchenvertreterinnen und -vertreter für eine militärische Unterstützung der Ukraine ausgesprochen hätten. „Was wären die Alternativen gewesen? Dabei zusehen, wie Putin das Land zerstört und die Freiheitsrechte einer demokratischen Gesellschaft ruiniert?“, sagte Meister.
Zugleich hätten sich die Kirchen seit Anbeginn des Konflikts für diplomatische Lösungen eingesetzt. Meister zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Situation in der Ukraine absehbar zum Besseren wenden könne: „Je länger dieser Krieg dauert, je weniger ihn eine Seite für sich entscheiden kann, desto größer werden womöglich die Chancen, dass sich die Tür für Verhandlungen öffnet.“
Hinsichtlich des wachsenden Antisemitismus in Deutschland regte der hannoversche Landesbischof eine „Begegnungskultur“ mit Menschen jüdischen Glaubens an, die dabei helfen könne, „irrationale Hassfantasien“ abzubauen: „Wir sollten Jüdinnen und Juden mit Offenheit und Neugier begegnen, wir sollten das Land Israel bereisen und jüdische Feste besuchen wie jüngst das Entzünden der Kerzen zu Chanukka“, unterstrich Meister: „Diese konkreten Erfahrungen von Mensch zu Mensch halte ich für mindestens ebenso wichtig wie Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen.“