Breklum. Tanzende Derwische. Szenen aus orientalischen Cafés, exotische Früchte, Männer mit fremdartigen Kopfbedeckungen – künstlerisch entrückt, phantasievoll verfremdet, aber doch an alltägliche Begebenheiten im arabischen Kulturraum erinnernd. Viele Werke von Boutros Al-Maari spiegeln das Leben in seiner Heimatstadt Damaskus wider. Einer Stadt, die die wenigsten kennen – obwohl ein Flug dahin nur etwas länger dauert als beispielsweise nach Teneriffa. Der Bürgerkieg im Land Syrien wird eine unbeschwerte Reise dorthin wohl noch lange unmöglich machen.
Boutros al-Maari vermisst diese Stadt. Er hat seine Mutter und seine Heimat verlassen, in der er von 2008 bis 2012 als Professor an der Universität der Schönen Künste tätig war. Seit vier Jahren lebt er in Hamburg. Dort hat er ein Atelier, malt und verkauft Bilder – überwiegend im Nahen Osten, wie er sagt. Er hat in Paris studiert und dort ausgestellt, ebenso in Dubai, im Libanon, in China und auch schon in Deutschland. Jetzt sind Werke von ihm im Christian-Jensen-Kolleg in Breklum zu sehen.
Biblische Motive als Anregung
Ich male, was in meinem Kopf ist“, sagt der 49-Jährige. „Es geht nicht darum, ein Bild von Syrien zu malen – was die Leute sehen, ist bei jedem individuell.“ Al-Maari schreibt und illustriert auch, „aber Malen ist für mich der wichtigste Ausdruck“.
Dazu bewegen ihn auch biblische Motive. Adam und Eva mit der Schlange beispielsweise oder die Abendmahlsszene, die er auf dem großformatigen Tryptichon „Der Syrer“ mit der Kreuzigung Jesu, arabischen Schriftzügen und einer vieldeutiger Symbolik montiert. Engelsähnliche Wesen tauchen auf seinen Bildern auf, Ziegen und Kühe. Eine Reminiszenz an Chagall? Er verneint. „Das fragen viele, aber es ist oft ihr erste Gedanke, der ihnen beim Anblick von Menschen mit Flügeln kommt.“ Manchmal wundere er sich, warum so viele ihn nach der Botschaft fragen: „Meine Aufgabe ist es, ein starkes Bild zu malen.“
In einigen Werken wie dem „Sockengedicht“ kommt Al-Maaris Humor zum Vorschein, andere sind dunkel und monchrom – wie die staubigen Straßen von Damaskus, die erst der Regen reinwäscht und von dem man dort sagt: „Gott macht jetzt alles schön.“