Der Journalist und Bestsellerautor Hasnain Kazim (49) empfiehlt Menschen, die in den westlichen Bundesländern leben, unbedingt den Elberadweg von Bad Schandau in Sachsen bis Cuxhaven an der Nordseeküste zu fahren. „Nahezu jeder Mensch aus dem Osten Deutschlands war schon mal im Westen“, sagte Kazim dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bremen. „Aber ich habe tatsächlich sehr viele Menschen aus dem Westen getroffen, die im Jahr 34 der Wiedervereinigung noch nie im Osten waren.“
Auf der Suche nach dem, was die Gesellschaft zusammenhält, ist Kazim rund 3.000 Kilometer durch Deutschland geradelt – immer an Flussradwegen entlang. So war er an Elbe, Ruhr, Rhein, Oder und Neiße, Neckar sowie Donau unterwegs und hat über die Begegnungen an der Strecke unter dem Titel „Deutschlandtour“ ein Buch geschrieben. Das Fahrrad sei dabei ein ideales Fortbewegungsmittel gewesen, bilanzierte der Autor, der selbst fünf Räder aber kein Auto besitzt: „Man kann spontan stehen bleiben und kommt ins Gespräch mit Leuten, kann sich über den Gartenzaun hinweg unterhalten.“
Außerdem habe das Rad Wissenschaftlern zufolge das beste Verhältnis zwischen Krafteinsatz und zurückgelegter Strecke. Kazim sieht in Rädern aber nicht nur ein Verkehrsmittel, sondern auch ästhetische Objekte. „Ich ertappe mich dabei, dass ich Leuten hinterherschaue, weil sie auf einem sehr schönen Rad fahren“, sagte der gebürtige Oldenburger und Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer. Er sei zwar kein Experte: „Aber ich kann schon einordnen, ob das ein italienisches Rennrad aus den 1980er Jahren ist oder ein französisches aus den 1970er Jahren.“
Auch der Ruhrtalweg habe ihn fasziniert, weil er so gar nichts mit dem Bild des grauen und tristen Ruhrgebiets früherer Zeiten zu tun habe. „Das ist ein grünes Paradies.“ Die Tour von der Quelle in Winterberg im Sauerland bis nach Duisburg am Rhein sei besonders geeignet für alle, die Steigungen vermeiden wollten. „Es geht überwiegend bergab, das ist eigentlich ein stetes Runterrollen, das kann man auch mit Kindern toll machen“, sagte Kazim, der im Alten Land vor den Toren Hamburgs aufgewachsen ist.