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Bernhard Vogel bei Staatsakt gewürdigt – “Jahrhundertpolitiker”

Rheinland-Pfalz und Thüringen haben an Bernhard Vogel erinnert, der Ministerpräsident in beiden Bundesländern war. Der CDU-Politiker wurde als “eine der prägenden Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte” gewürdigt.

Die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Thüringen haben sich mit einem bewegenden Trauerstaatsakt von ihrem früheren Ministerpräsidenten Bernhard Vogel verabschiedet. Im Festsaal der Mainzer Staatskanzlei sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) am Mittwoch, Vogel sei “eine der prägenden Persönlichkeiten der politischen Nachkriegsgeschichte Deutschlands” gewesen. Der thüringische Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) nannte Vogel einen “Jahrhundertpolitiker”.

Schweitzer sagte weiter: “Wir nehmen Abschied von einem Menschen mit großer Herzensfreundlichkeit, einem herausragenden Staatsmann von enormer Integrität, einem Politiker, der Brücken baute zwischen Ost und West, zwischen Jung und Alt und zwischen verschiedenen politischen Positionen.” Vogel war der einzige deutsche Politiker, der Ministerpräsident in zwei Bundesländern war: von 1976 bis 1988 in Rheinland-Pfalz und von 1992 bis 2003 in Thüringen.

Schweitzer betonte, Vogel habe “als Modernisierer in gleich zwei Bundesländern” gewirkt. Voigt sagte, Vogel habe deutsche Geschichte geschrieben. Und Voigt fügte poetisch hinzu: “Er hielt dem Wunder der Deutschen Einheit die Hand.”

Vogel habe jedoch immer gewusst, dass Politik der Wirklichkeit und “der Begrenztheit des Menschlichen” standhalten müsse. Deshalb sei er kein Mann großer Verheißungen gewesen. “Er war ein Mann von Maß und Mitte.” Vogel habe gewusst, dass Politik kein Ort für Selbstdarstellung, sondern ein Raum des Entscheidens und der Verantwortung sei, sagte der thüringische Ministerpräsident.

“In all dem leitete ihn die Überzeugung – die heute fast archaisch wirkt -, dass Politik nicht Erlösung schaffen kann”, sagte Voigt. “Dass es nicht Aufgabe des Staates ist, das Paradies zu errichten, aber sehr wohl, die Bedingungen zu schaffen, unter denen Freiheit möglich ist.” Voigt fügte hinzu: “Wo Politik sich überhöht, verliert sie ihre Menschlichkeit. Wo sie Vollkommenheit behauptet, zerstört sie die Freiheit.”

Der frühere Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz, Christian Baldauf, nannte Vogel einen Freund. Als er ihn am 11. Februar in Speyer das letzte Mal getroffen habe, habe sich Vogel “Sorgen über die politische Lage in den USA, in Europa und in Deutschland gemacht”. Vogel habe deutlich gemacht, dass die Demokratie vor sehr großen Herausforderungen stehe, auf die man “nicht richtig vorbereitet” sei.

Unter den 150 geladenen Gästen beim Trauerstaatsakt waren Vogels rheinland-pfälzische Amtsnachfolger Malu Dreyer, Kurt Beck und Rudolf Scharping (alle SPD). Aus Thüringen ehrte auch der frühere Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) Vogel in einer Ansprache.

Bereits am 15. März war Bernhard Vogel laut SWR in München “im engsten Kreis” beigesetzt worden. Am Freitag würdigte das Bistum Speyer Vogel in einem Trauergottesdienst.

Baldauf betonte, Vogel sei “ein sehr gläubiger Katholik” gewesen, “bewandert in allen Fragen der Religion und der Theologie”. Schweitzer sagte, für Vogel sei sein christlicher Glaube lebensbestimmend gewesen. Sein Credo sei gewesen: “Man soll hinausgehen in die Welt, aber man darf darüber den Himmel nicht vergessen.”

Mehr als vier Jahrzehnte gehörte der Bruder des früheren SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel (1926-2020) dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an; von 1972 bis 1976 leitete er es als Präsident.

Zum Abschluss der offiziellen Trauerfeierlichkeiten soll am 4. April im Erfurter Dom noch ein weiteres Requiem für Vogel stattfinden, geleitet von Bischof Ulrich Neymeyr.