Der 47. Präsident ließ vor seiner zweiten Amtseinführung am Martin-Luther-King-Tag alle Welt wissen, dass er seinen Eid auf zwei Bibeln ablegen werde: die in burgunderfarbenen Samt gebundene Bibel des “Sklavenbefreiers” Abraham Lincoln aus dem Jahr 1861 und ein persönliches Exemplar, ein Geschenk seiner Mutter Mary Anne MacLeod aus dem Jahr 1955. Doch im entscheidenden Moment der Vereidigung blieb Donald Trumps linke Hand unten, obwohl Ehefrau Melania eigens mit den beiden Exemplaren der Heiligen Schrift bereitstand.
Als Supreme-Court-Richter John Roberts ihm den Amtseid abnahm, hob er lediglich die rechte Hand zum Schwur, während er die Worte “So help me God” sprach – ein Novum in der Geschichte der Amtseinführungen von US-Präsidenten. Was der genaue Grund für den Fauxpas war, ist unklar. Einige Trump-Anhänger warfen Richter Roberts vor, er habe dem neuen Staatsoberhaupt zu wenig Zeit gelassen, sich richtig zu positionieren. Trump-Gegner mutmaßten gar, die Vereidigung könnte ungültig sein.
Keine Hand auf der Bibel: “Der Amtseid ist auch so gültig”
Doch es ist nicht zwingend vorgeschrieben, die Hand beim Amtseid auf die Bibel zu legen, wie Staatsrechtler Michael Gerhardt von der University of North Carolina im Interview des Senders ABC darlegte. “Der Amtseid ist auch so gültig.” Mehr noch: Die Verfassung sieht die Verwendung einer Bibel überhaupt nicht vor.

In seiner Antrittsrede im Kapitol lieferte Trump dann seine Deutung des missglückten Attentats in Pennsylvania im vergangenen Sommer. Er sei von Gott gerettet worden, “der Amerika wieder groß werden lassen wollte”. Die religiöse Dimension seiner Präsidentschaft unterstrich er auch mit dem Versprechen, dass er dafür sorgen wolle, dass Gott nicht vergessen werde. Amerika werde unter seiner Führung wieder eine “freie, souveräne und unabhängige Nation” sein. “Wir werden eine Nation sein, die sich ihres Gottes erinnert.”
Graham betete für Trump: “Sie sind der von Gott Gesandte”
Der evangelikale Prediger Franklin Graham bestärkte Trump in der Sichtweise, ein Auserwählter zu sein. “Wenn Ihre Feinde dachten, Sie seien am Ende, hat Gott – und nur Gott allein – Ihr Leben gerettet und Sie mit Kraft und Macht wieder aufgerichtet.” Graham betete bei der Amtseinführung: “Sie sind der von Gott Gesandte, um diese Nation zu retten.”
So weit ging der katholische Kardinal Timothy Dolan nicht, der vor Graham zu Beginn der Zeremonie für Trump betete. Dolan gehört zu jenen Bischöfen, die Trump relativ nahestehen. Papst Franziskus dagegen hatte zur Amtseinführung eine eher mahnende Botschaft an den Wahlsieger gerichtet. Dabei äußerte er die Hoffnung, das amerikanische Volk werde danach streben, “eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen, in der es keinen Platz für Hass, Diskriminierung oder Ausgrenzung gibt”.
Trump will Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation
In seiner halbstündigen Antrittsrede machte Trump indes klar, welchen Weg er einschlagen wird. Er kündigte die Abschiebung “Millionen krimineller Ausländer” an und rief – ähnlich wie bereits 2019 – einen “nationalen Notstand” an der Südgrenze aus. Er versprach die massive Förderung von Öl und Gas und meldete erneut Ansprüche mit Blick auf den Panamakanal an.
Mit einer Reihe von Dekreten und sonstigen Beschlüssen ließ der Präsident den Worten schon kurz nach der Vereidigung erste Taten folgen. So kündigte er das Pariser Klimaschutzabkommen zur Begrenzung der Erderwärmung und ordnete erneut den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation WHO an. Zudem soll die Politik der Vereinigten Staaten fortan wieder darauf basieren, dass es nur zwei Geschlechter gebe – männlich und weiblich. Gleich mehrere Maßnahmen zielen auf eine Bekämpfung der illegalen Migration – etwa der Einsatz des Militärs an der Grenze zu Mexiko.