Politiker und Kirchenleute aus Hessen wünschen sich für das kommende Jahr einen respektvolleren Umgang miteinander in der Gesellschaft. Sowohl der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) als auch der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung riefen zu mehr Freundlichkeit und Toleranz auf. Der Limburger Bischof Georg Bätzing mante weitere Veränderungen in der katholischen Kirche an. Die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann ermutigte dazu, die Botschaft Jesu weiterzuerzählen.
Rhein sagte in seiner Neujahrsansprache, obwohl Deutschland und Hessen vor großen Herausforderungen stünden, könnten Bürgerinnen und Bürger mit Zuversicht ins neue Jahr gehen. „Die Ausgangslage ist gut“, sagte der Ministerpräsident. Hessen sei „ein stabiles und ein starkes Land“. Die neue Landesregierung aus CDU und SPD, die sich am 18. Januar bilde, wolle Debatten in die Mitte der Gesellschaft zurückholen anstatt sie zu verdrängen. Rhein dankte jenen, die sich für das Gemeinwohl einsetzten: Polizistinnen und Polizisten, Rettungskräften, Ehrenamtlichen, die sich um Flüchtlinge kümmerten, und jenen, die Solidarität mit Israel und der Ukraine zeigten.
Bätzing warnte in seiner Predigt zum Jahresabschluss in Frankfurt am Main, die Probleme der katholischen Kirche würden sich ohne Reformen weiter verschärfen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz räumte ein: „Es gelingt uns schon lange nicht mehr, den Glauben und die Verbundenheit zur Kirche von Generation zu Generation weiterzugeben.“ Er zog eine ernüchternde Jahresbilanz. Flucht, Vertreibung, Krieg, Terror oder auch die Klimakrise mit ihren ökologischen und ökonomischen Folgeentwicklungen forderten heraus und bestimmten den Rückblick auf das Jahr. „Ja, die Welt hat im Laufe dieses Jahres viel verloren. Die ungezählten Menschen, die leben wollten wie wir, aber sinnlos aus dem Leben gerissen wurden, legen eine Wolke von Trauer, tiefer Enttäuschung und Fragwürdigkeit auf das Ende dieses Jahres“, sagte der Bischof.
Jung beklagte, derzeit seien Auseinandersetzungen hart und aggressiv. „Es wird nicht argumentiert, sondern geurteilt und verurteilt“, schrieb der Kirchenpräsident in der ersten Ausgabe des neuen Magazins „chrismon plus Hessen-Nassau“. Der Grund dafür sei der Stress in der Gesellschaft. Nach der Corona-Pandemie seien viele erschöpft, dazu kämen die Veränderungen durch die Digitalisierung, die Kriege und die Angst vor einer Klimakatastrophe. Der Kirchenpräsident schloss mit dem Wunsch, dass das neue Jahr „ein Jahr auf dem Weg zum Frieden“ werde.
Hofmann forderte Kirchengemeinde auf, Neues auszuprobieren, beispielsweise wo und wie sie Segen weitergeben könnten. Neue Kooperationspartner, andere Gemeinden oder unterschiedliche Berufsgruppen mit unterschiedlichen Ideen könnten zusammengebracht werden.