Da, wo Christen leben, setzen sie Zeichen: Zeichen der Liebe, Zeichen der Hoffnung und Zeichen des Friedens. Diese Feststellung passt gut zur Adventszeit, in der das Licht als Zeichen in diese Welt gekommen ist. Jesus ist das Licht, das Menschen erleuchtet und auch zusammenbringt. Dieses Licht bleibt nicht verborgen. Bei Matthäus 5, 14 lesen wir, was Jesus zu seinen Jüngern sagt: „Ihr seid das Licht der Welt: Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.“
Das ist der gute Grund, sich Menschen zu öffnen, sie zusammenzubringen und die frohe Botschaft zu teilen. Aus dieser Haltung heraus begegnen sich Menschen neu. Was braucht es dazu? Lust auf Begegnung, Freude daran zu teilen, Neugier auf andere und Mut, Wege zu gehen, die noch unbekannt sind. Hier denke ich als ein Beispiel der kreativen Umsetzung an den lebendigen Adventskalender, den es mittlerweile in vielen Gemeinden in der Vorweihnachtszeit gibt.
Auch meine Familie beteiligt sich jedes Jahr an diesem Angebot der Kirchengemeinde, das häufig von Laien initiiert und von ihnen getragen wird und bei dem an jedem Abend im Advent ein privates Fenster für ein Zusammenkommen geöffnet wird. Mit großer Begeisterung wird bei uns schon lange im Voraus der Abend geplant, an dem wir Gastgeber sein werden. Das Fenster wird geschmückt und mit Lichtern dekoriert und es wird über ein kleines geistliches Programm nachgedacht, mit dem man die Gäste erfreuen könnte. So ist am Abend alles gut vorbereitet.
Aber das eigentliche Geschenk bereiten uns die Gäste durch ihr Kommen, um gemeinsam zu singen, zu essen, zu trinken und zu erzählen. Viele kennen sich, bei anderen stellt man überrascht fest, dass sie auch zur Gemeinde gehören oder Freunde von Bekannten sind oder die Eltern von Schulfreunden der Kinder, die man nun auch einmal kennenlernt. Es ist eine Atmosphäre, die das Herz erwärmt. In dieser Zeit sind wir Gastgeber und Gäste zugleich. Wir erfreuen uns daran, jeden Abend mit anderen unseren Glauben zu teilen und dies in einer ganz einfachen und von Laien gestalteten Art und Weise, außerhalb der Kirche und dort, wo wir unseren Lebensmittelpunkt haben und leben. Kirche und Gesellschaft werden hier auf besondere Weise verbunden.
Das geistliche Leben außerhalb der Kirchenmauern feiern, das kann durch ganz verschiedene Aktionen möglich werden. Mitglieder der Kirchengemeinde, der ich in Iserlohn angehöre, nutzten hierzu beispielsweise einen Spielplatz, der an einem Sonntag im August zum Ort der Begegnungen von Menschen mit unterschiedlicher religiöser und kultureller Prägung wurde, als dort ein Nachbarschaftsfest gefeiert wurde. Jeder brachte traditionelle Speisen seiner Heimat mit und es wurde geschmeckt, gestaunt und bewundert, was die jeweils andere „Ess“-kultur zu bieten hatte und was alles zubereitet worden war. Es entstand ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und dass man trotz aller Unterschiede einer Gemeinschaft angehört. Jeder war mit seinen persönlichen Erwartungen gekommen und am Ende war das Fest ein sichtbares Zeichen der Verständigung und des Friedens. Man war sich einig, dass dies nicht das letzte Fest dieser Art gewesen ist. Dieses Gefühl wirkt bis heute nach und hat die Atmosphäre des Quartiers verändert und verbessert. Man achtet nun aufeinander. Das ist ein Beitrag zur Integration und Toleranz – ein wunderbares Erlebnis und ein Anfang. Aufgrund meiner positiven Erfahrungen kann ich nur jeden dazu ermutigen, Initiative zu ergreifen, das Leben zu feiern.
• Dr. Jean-Gottfried Mutombo ist evangelischer Theologe aus dem Kongo. Er arbeitet als Referent für Evangelisation im Amt für missionarische Dienste (AmD) der Evangelischen Kirche von Westfalen in Dortmund. Internet: www.amd-westfalen.de.