Artikel teilen:

Württemberg behält Weinkönigin – “Keine kurzfristige Änderung”

Der Titel klingt majestätisch, aber auch etwas unzeitgemäß: Weinkönigin. Lässt sich das Märchenhafte daran einfach auf einen Mann übertragen, im Sinne der Gleichberechtigung? Eine Idee aus der Pfalz entzweit die Geister.

Es ist ein Thema, das nicht nur weinselige Gemüter in Wallung bringt: In der Pfalz soll es künftig das Amt der Pfälzer Weinkönigin nicht mehr geben. Die Weinbauregion Württemberg – eine der größten in Deutschland – will hingegen auch weiterhin eine Weinkönigin wählen. “Grundsätzliche Veränderungen sind in Württemberg kurzfristig nicht vorgesehen”, sagte Hermann Morast, Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg, am Dienstag in Weinsberg auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er fügte hinzu: “Männliche Bewerber würden wir im Falle einer nicht ausreichenden Anzahl weiblicher Bewerberinnen zulassen.”

Es sei eine Herausforderung, Traditionen zu wahren und gleichzeitig weiterzuentwickeln. “Hierbei gibt es unterschiedliche Ideen, wie die Vorgehensweise der Pfälzer Kollegen zeigt”, sagte Morast. In der Pfalz soll künftig statt der Pfälzer Weinkönigin ein “PfalzweinBotschafter” oder eine “PfalzweinBotschafterin” für die Weinregion werben, wie der Verein Pfalzwein mitteilte. Damit könnten auch Männer “gekrönt” werden, wobei es statt der Krone eine Anstecknadel geben soll.

Morast betonte, die Württembergischen Weinköniginnen würden seit einigen Jahren zeitgemäß auf Social-Media-Kanälen für ihr Amt und den Wein werben. “Wir sehen unsere Weinhoheiten seit jeher als Markenbotschafter und versuchen stetig, die Tradition des Amtes an die gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen.” Diese Anpassung erfolge “immer im Austausch mit den amtierenden Hoheiten selbst, aber vor allem auch auf Basis des Feedbacks der ausgeschiedenen Hoheiten”.

Auch das Outfit sei zeitgemäß. Wenn man beispielsweise Volksfeste wie den Cannstatter Wasen betrachte, stelle man fest, “dass das Tragen von Trachten bei der jungen Generation wieder verstärkt zum Trend wird”, erklärte Morast. Die Wahl zur 58. Württembergischen Weinkönigin fand am 23. November 2023 statt: Gekürt wurde Larissa Salcher aus Bretzfeld im Hohenlohekreis.

Die diesjährige Wahl in der Pfalz soll am 4. Oktober in Neustadt an der Weinstraße anders verlaufen als bisher üblich. Es stehen drei Kandidaten zur Wahl, darunter zum ersten Mal auch ein Mann: Um den Titel wetteifern Lara Karr aus Weisenheim am Berg, Denise Stripf aus Bad Dürkheim und Manuel Reuther aus Forst.

Der “Bild”-Zeitung zufolge haben manche Landräte und Oberbürgermeister bereits damit gedroht, ihre Vorstandsposten im Verein Pfalzwein ruhen zu lassen. Sie kritisieren, nach 93 Jahren werde eine große Tradition aufgegeben.

Marc Weigel (FWG), Oberbürgermeister von Neustadt, wird mit den Worten zitiert: “Ich bin kein Anhänger der Monarchie, aber das Glamouröse und Märchenhafte gehört zur Figur. Das lässt sich nicht so einfach auf einen Mann übertragen, nur weil man sagt, wir leben in einer gleichberechtigten Gesellschaft und alles muss allen Geschlechtern offenstehen.”

Unterdessen zählt eine Petition auf “change.org” mit dem Titel “Bewahren Sie das Amt und den Titel der Pfälzischen Weinkönigin” schon rund 6.000 Unterschriften. Darin heißt es, “für uns in Rheinland-Pfalz” sei das Amt und Titel der Pfälzischen Weinkönigin ein Teil der Identität der Gesellschaft. Und: “Wenn man ein männliches Pendant zur Weinkönigin einführen möchte, sollte dies ein Bacchus, Herzog oder Ähnliches sein. Aber die Krone der Weinkönigin muss bleiben.”