Der Syrer Merei Al Sokhni lebt inzwischen in Magdeburg. 2015 verließ er sein Heimatland, floh vor dem Krieg nach Deutschland. Er musste bald feststellen: Nicht für alle Kosten kommt der Staat auf, manches muss er aus eigener Tasche zahlen. Doch mit kaputtem Rücken und einer weiteren schweren Erkrankung reichte das Geld nicht, um einen neuen Pass in der syrischen Botschaft zu beantragen. Zur Hilfe kam ihm eine Einrichtung, die der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige vor zehn Jahren ins Leben gerufen hat: die Flüchtlingshilfe Sachsen-Anhalt.
Wo der Staat nicht mehr zahlt, da hilft der Flüchtlingsfonds weiter. Menschen, die aus lebensbedrohenden Krisenregionen nach Sachsen-Anhalt gekommen sind und in prekären Situationen leben, können hier finanzielle Hilfe beantragen, erläutert Monika Schwenke vom Magdeburger Caritasverband, der den Fonds im Auftrag des Bistums verwaltet. Ob Kosten für Familienzusammenführungen, zum Beispiel Flugtickets, für die Passbeschaffung, für Abstammungsgutachten oder Fahrtkosten zur Botschaft: Wo insbesondere das Asylbewerberleistungsgesetz keine Leistungen vorsieht, greift die Flüchtlingshilfe ein – unabhängig von Aufenthaltsstatus, Hautfarbe, Religion und Geschlecht.
Für Bischof Feige ist dieses gesellschaftliche Engagement wichtig, auch wenn seine Diözese zahlenmäßig zu den kleinsten in Deutschland zählt. „Wir kreisen nicht nur um uns selbst“, betont Feige: „Wir versuchen auch, als schöpferische Minderheit zu leben – in ökumenischer Gesinnung und in Kooperation mit anderen Partnern in der Gesellschaft.“ So sind etwa das sachsen-anhaltische Innenministerium und die Integrationsbeauftragte bei der Flüchtlingshilfe ebenso mit im Boot wie das Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen (Lamsa).
„Wir hatten die Idee, wir könnten ein Zeichen setzen und als Kirche Dinge unterstützen, zu denen der Staat nicht mehr in der Lage ist“, erläutert der Magdeburger Bischof seine Zielsetzung. Das Bistum gibt einen Zuschuss zu dem Fonds, der sich ansonsten aus privaten Spenden und einer jährlichen Sonderkollekte in den Kirchen der Diözese finanziert.
Für Monika Schwenke ist die Flüchtlingshilfe ein Angebot an die Bürger, sich zu engagieren: „Es wäre vermessen, wenn der Staat alles regeln sollte und könnte“, betont die Caritas-Abteilungsleiterin für Migration und Integration. Solche Angebote seien auch ein Appell an die Nächstenliebe in der Gesellschaft. Gerade in der jetzigen gesellschaftlichen Situation werde damit eine deutliche Haltung für Menschen auf der Flucht gezeigt. Denn die Skepsis gegenüber Migration sei zuletzt stärker geworden, meint Monika Schwenke. Dennoch sei trotz der steigenden Zahl an Asylsuchenden die Zahl der Anträge beim Flüchtlingsfonds nicht exorbitant gestiegen.
Zudem sei es dank eines geordneten Antragsverfahrens möglich gewesen, mit den Spendengeldern gut haushalten zu können, betont Schwenke: „Wir erbitten zum Beispiel Unterlagen, die nachweisen, wie viel derjenige an Leistungen erhält.“ Rund 1.500 Anträge seien in den vergangenen zehn Jahren eingegangen, etwa 1.300 davon seien ganz oder teilweise bewilligt worden. Rund 500.000 Euro habe der Flüchtlingsfonds bisher ausgeschüttet. Viel Geld, wie Schwenke betont, zumal es keinen regelmäßigen finanziellen Grundstock wie etwa in einer Stiftung gebe.