Für den Ausstieg aus der Kernenergie setzen sich Christen in Japan ein. „Wir sind klein – aber nicht alleine“, erklärte kürzlich Peter Okada, katholischer Erzbischof des Hauptstadtbistums Tokio, in einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur. Viele andere religiöse Gemeinschaften und gesellschaftliche Gruppen kämen zusammen in diesem „Chor zur Abschaffung der Atomenergie und zur Schließung der Atomkraftwerke“.
Dabei räumt Okada ein: „Allerdings müssen wir auch zugeben, dass wir nach dem Krieg, vor allem in den 60er Jahren, alle auch ein besseres Leben wollten. Es sollte billiger sein, schöner werden. Leuchtende Energie – das hörte sich alles so wunderbar an.“ Die Gefahren seien unterschätzt worden.
Verantwortung dafür trügen nicht nur Politiker oder die Firma Tepco. Die ganze Gesellschaft, auch die Kirchen, seien mitverantwortlich, weil sie nicht vorher ihre Stimme erhoben hätten. Okada: „Unser bequemes Leben ist auch durch das Opfer der Menschen von Fukushima gekauft worden. Davon können wir uns nicht ohne Weiteres freisprechen.“
Nach Auskunft von Okada rufen die japanischen katholischen Bischöfe heute zu einem anderen, einfacheren Lebensstil auf, einem Lebensstil, „wie ihn das Evangelium anmahnt“. „Wir müssen zurückgehen zu einer natürlichen Stromerzeugung, zu erneuerbaren Energien“, fordert der Bischof, aber die Regierung reagiere nicht. Im Gegenteil: Es würden sogar stillgelegte Atommeiler wieder hochgefahren – obwohl in Umfragen fast die gesamte Bevölkerung dagegen sei.
Der Erzbischof beklagt, dass noch heute, fünf Jahre nach dem Unfall, viele Menschen in Behelfsquartieren leben müssten, weil sie nicht zurückkehren und ihr altes Leben wiederaufnehmen könnten. UK
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„Wir alle tragen Mitverantwortung“
Religionsgemeinschaften in Japan plädieren für den Ausstieg aus der Atomenergie