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Wie wir den Hunger in der Welt bekämpfen können

Für Veränderung braucht es Wissen. Was passieren muss, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Ein Gastbeitrag von Pfarrerin Leita Ngoy.

Sundori Murmu (35), eine Kleinbäuerin aus Bangladesch, bei der Reisernte
Sundori Murmu (35), eine Kleinbäuerin aus Bangladesch, bei der ReisernteBrot für die Welt / Kathrin Harms

Etwa 800 Millionen Menschen auf der Welt müssen hungern, sind unterernährt. Dabei gäbe es genug zum Essen für alle. Gründe dafür sind Kriege, Klimawandel, Ernteausfälle und ein ungerechtes Ernährungssystem, das weder nachhaltig noch fair ist. Von Hunger besonders betroffen sind Frauen und Kinder.

Unter dem Motto „Wandel säen“ steht die neue Aktion von „Brot für die Welt“ zur Überwindung des Hungers. Ich war Teil dieser Kampagne, die meiner Meinung nach für das sorgen kann, was wir brauchen, um Hunger und Unterernährung zu bekämpfen. Die Frage aber ist: Wie säen wir diesen Wandel? Wie säen wir Veränderung, ohne Neokolonialismus zu fördern oder Stigmatisierung zu schaffen?

Im deutschen Supermarkt gibt es zu jeder Zeit Lebensmittel im Überfluss

Ich komme aus der Demokratischen Republik Kongo und habe mehr als 15 Jahre in Tansania gelebt. Hunger und Mangelernährung sind globale Krisen, die viele Menschen in den ärmsten Ländern betreffen.

Wenn ich in einen deutschen Supermarkt gehe, bin ich immer wieder erstaunt, wie viele verschiedene Lebensmittel es gibt. Noch mehr erstaunt mich, wenn ich Obst und Gemüse sehe: Bananen, Mangos, Ananas und viele andere Sorten. Es gibt immer eine große Auswahl, auch im Winter, wenn hierzulande nichts wächst. Weil viele Lebensmittel aber aus anderen Ländern importiert werden, sind sie für die Bevölkerung in Europa immer verfügbar.

Mangelndes Ernährungswissen als großes Problem in armen Regionen

Paradox dabei ist, dass in den Ländern, die am stärksten von Hunger und Mangelernährung betroffen sind, landwirtschaftliche Produkte gut wachsen. Obwohl dort oft Armut und Kriege herrschen und die Folgen des Klimawandels spürbar sind.

Die meisten von uns essen Gemüse und Obst, doch viele wissen nicht, welche Vitamine sie damit zu sich nehmen. Sich gesund zu ernähren und zu wissen, wie Lebensmittel gut zu kombinieren sind, sollte für jeden Priorität haben.

Mangelndes Ernährungswissen ist für viele Menschen auf der Welt ein Problem. Deshalb sollten meines Erachtens vor allem Frauen und Bäuerinnen in ländlichen Regionen Afrikas, Asien und Lateinamerika durch Ernährungsprogramme geschult werden, um Mangelernährung zu verhindern. Mit dem entsprechenden Wissen könnten Frauen entscheidend daran mitwirken, weil sie oft die „Managerinnen“ der Familie sind.

Durch Kinderehen lernen Mädchen nicht, wie wichtig Ernährung ist

Das Hilfswerk „Brot für die Welt“ hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 den weltweiten Hunger zu stoppen. Doch in vielen Ländern des globalen Südens, vor allem in ländlichen Regionen, werden Mädchen früh verheiratet. In Tansania werden 31 Prozent der Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag und fünf Prozent vor ihrem 15. Lebensjahr verheiratet. Die Rate der Kinderehen liegt in Shinyanga und in Tabora bei fast 60 Prozent, in Mara sind es 55 Prozent und in Dodoma bei 51 Prozent. Diese Opfer von Kinderehen haben nicht die Möglichkeit, zu erfahren, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung für sie und ihre Familien ist.

Als Frauenkoordinatorin in der lutherischen Kirche in Tansania weiß ich, dass Frauen in vielen Gesellschaften, insbesondere in Dörfern Afrikas, für die Küche verantwortlich sind. Daher wäre es wichtig und nachhaltig, dass sie lernen, wie sie ein ausgewogenes Essen mit selbst angebauten Lebensmitteln für ihre Familien kochen können.

Frauen könnten Wissen über Ernährung in der Familie weitergeben

Mit dem richtigen Ernährungswissen kann es gelingen, einen Samen des Wandels zu säen. Dazu passt ein Satz des ghanaischen Gelehrten James Emmanuel Kwegyir-Aggrey (1875-1927): „Wenn du einen Mann erziehst, erziehst du ein Individuum, aber wenn du eine Frau erziehst, erziehst du eine Familie (Nation).“

Leita Ngoy ist Pfarrerin im Probedienst der Evangelischen Kirche von Westfalen in Gütersloh. Davor war sie Referentin für „Brot für die Welt“-Themen im Oikos-Institut.