Europa konkret: Knapp 600.000 Menschen leben in Saarbrücken, Metz, Luxemburg-Stadt und Trier – gemeinsam bilden sie die QuattroPole. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die vier Städte zusammen. Und veranstalten Konzerte.
Im Juni wird in Europa ein neues EU-Parlament gewählt. Mit großem Interesse wird drauf auch in der deutsch-luxemburgisch-französischen Grenzregion, wo sich seit Jahrzehnten grenzüberschreitende Strukturen etabliert haben, geblickt. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt, ein “Grenzraum kann ein echtes europäisches Reallabor sein.” Er ist seit 2022 Präsident des Städtenetzwerks QuattroPole; dem kommunalen Verbund von Metz, Luxemburg-Stadt, Trier und Saarbrücken.
Mehr als eine halbe Million Menschen leben in den vier benachbarten Großstädten. Es gehe in dem innereuropäischen Verbund um einen Austausch über die reale Politik und den Umgang mit den Herausforderungen der Zeit. “Wir sehen das als ein Gestalten unserer unmittelbaren Region”, beschreibt Conradt den Ansatz. “Zwar gibt es verschiedene Regularien – aber wenn etwa ein Krieg ausbricht, dann stehen alle vier Städte vor der Aufgabe, Flüchtlinge aufzunehmen.”
Der CDU-Lokalpolitiker ruft dazu auf, Dinge grenzüberschreitend zu vereinfachen, so dass die Menschen einen ganz konkreten Nutzen in Europa sehen können. “Was Europa lernen kann: Schaut auf die Grenzregionen. Schaut dahin, wo Europa jeden Tag gelebt wird und es immer noch Hürden gibt.”
Ein Schwerpunkt bei QuattroPole ist der Kulturaustausch. Doch auch bei Wirtschaftsförderung, Bildungs- und Umweltfragen kooperieren die Städte. Europa sei hierbei weniger Außenpolitik als gelebte Wirklichkeit, so Conradt. Ein Beispiel sei die Mobilität. Zusammen kämpfen die QuattroPole-Städte für den Saarbrücker TGV-Bahnhof und bessere Regionalzüge sowie Radstrecken über die Grenzen hinweg.
Mitgetragen wird das Engagement der Städte, die dafür einen Verein gegründet haben, durch die Stadträte und eine Geschäftsstelle im luxemburgischen Haus der Großregion. QuattroPole fördert finanziell Kultur- und Begegnungsprojekte, veranstaltet Formate wie den “QuattroPole Health Hackathon” oder Rockkonzerte mit regionalen Bands. Darüber hinaus verlegt der Verein beim DuMont-Verlag einen gemeinsamen Stadtführer für die vier Städte, verfasst auf Deutsch und Französisch, der in den kommenden Monaten neu aufgelegt werden soll.
Die Städte können so unmittelbar voneinander lernen, betont Conradt und nennt die Themen Nachhaltigkeit, Soziales und Klimawandel als Beispiele für lokales Handeln. Was QuattroPole gemeinsam bewirken kann, zeigte sich bereits kurz nach Conradts Amtsantritt im Herbst 2019. Nur wenige Monate danach erreichte die Corona-Pandemie Europa. “Es findet ein Austausch in der Krise statt, es wurde sich gegenseitig geholfen”, erinnert sich der Oberbürgermeister der saarländischen Landeshauptstadt.
Anfangs war insbesondere Metz von schweren Covid-Verläufen betroffen. Kurzerhand organisierten die Städte Hilfskonvois und sendeten medizinisches Gerät sowie Medikamente über die Grenze. Vor allem aber übernahmen Saarbrücken, Luxemburg und Trier schwer erkrankte Personen aus Grand Est. So entlasteten sie die angespannte Situation im benachbarten Frankreich. QuattroPole gründete eine neue Arbeitsgemeinschaft Katastrophenschutz.
Von der Leipziger Carl- und Anneliese-Goerdeler-Stiftung gab es einen Sonderpreis für herausragende Leistungen der kommunalen Verwaltung mit dem Prädikat “Herausragend” für vorbildliche Maßnahmen zur Überwindung der coronabedingten Krise. Die Zusammenarbeit im Katastrophenschutz bewährte sich auch bei der Sommerflut im Juli 2021. Die Kyll überflutete Teile von Trier meterhoch, unter anderem mussten ein Krankenhaus und ein Seniorenheim geräumt werden. OB Conradt schickte seine Berufsfeuerwehr nach Trier, eine wichtige Verstärkung für die dortigen Einsatzkräfte.
Nächstes Jahr wird im Rahmen des 25-jährigen QuattroPole-Bestehens auch darauf zurückgeblickt werden. Und natürlich wird das Jubiläum miteinander gefeiert, in drei Sprachen und vier Städten. Nochmals Uwe Conradt: “Es geht darum, ein gemeinsames Bewusstsein zu schaffen.”