Hamburg. Ein Mann erkennt nach 40 Jahren Ehe seine Frau nicht mehr. Eine einst herzliche Mutter wird plötzlich böse zu ihren erwachsenen Kindern. Beides kann die Folge einer Demenzerkrankung sein – und ist doch für die Angehörigen tief verstörend. Es sei wichtig, dass Angehörige wissen, wo sie sich Hilfe holen können und wo sie jemanden zum Reden finden, erklärt Dirk Ahrens, Landespastor und Leiter des Diakonischen Werk Hamburg. Eine solche Gelegenheit bietet die Aktionswoche Demenz.
Von Sonntag, 15. September, bis Sonntag, 22. September, findet sie in Hamburg anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21. September unter dem Motto „Einander offen begegnen“ statt. In Hamburg werden in jedem Bezirk neben einer zentralen auch Sonderveranstaltungen stattfinden. Die Angebote richten sich vor allem an Angehörige und Betroffene, aber auch an Berufsgruppen, die mit Erkrankten zu tun haben. Das komplette Programm findet sich hier.
Raus aus der Tabuzone
Die Woche beginnt am Sonntag mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der Hauptkirche St. Nikolai zu dem Vers „Gott, du siehst mich“. Am Montag, 16. September, um 14 Uhr lädt das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten Angehörige und Betroffene zu einem „märchenhaften Nachmittag“ ein. Eine besondere Führung für Demenzkranke wird am Sonntag 22. September, im Archäologischen Museum um 14 Uhr angeboten.
An der Demenzwoche beteiligen sich zahlreiche Akteure wie das Demenz-Netzwerk Bergedorf, die AG Leben mit Demenz im Hamburger Osten oder die Türkische Gemeinde. Diese bietet am Freitag, 20. September, um 14 Uhr einen Vortrag zu Leben mit Demenz im Altonaer Museum an.
Die Diakonie informiert über neue Entwicklungen und besondere Angebote in Hamburg. „Wir haben in all unseren Einrichtungen, in den Krankenhäusern, Pflegediensten und Pflegeheimen Teams ausgebildet und ausgestattet, um mit diesem Thema zunehmend kompetent und gut umgehen zu können“, sagt Ahrens. Auch außerhalb der Aktionswoche bietet die Diakonie Hilfestellungen an, etwa mit einem Demenz-Sorgentelefon. „Ich glaube, dass es ein Thema ist, das so langsam aus der Tabuzone herauskommt, und das ist gut und richtig so, denn vor allem die Angehörigen haben schwer darunter zu leiden“, sagt Ahrens. Ein schwieriges Thema bleibe es trotzdem.
Der Alltag mit Betroffenen
Vorschläge, wie man Betroffenen den Alltag erleichtern kann, bietet die Musterwohnung Demenz der Diakonie. Sie zeigt, was man dafür tun kann, damit Demenzkranke so lange wie möglich zu Hause wohnen können. Dazu gehören zum Beispiel Lichtschalter, die im Dunkeln leuchten, oder ein farbiger Toilettendeckel, der es leichter macht, die Toilette im weiß gefliesten Bad zu finden. Für viele sei es spannend zu sehen, dass man trotz fortschreitender Erkrankung immer noch etwas tun kann, um die Situation zu verbessern, sagt Martin Villeneuve, Pflegeexperte der Diakonie Hamburg und Geschäftsführer des Verbundes Pflege-Partner Diakonie.
Die Ausstellung richtet sich vor allem an pflegende Angehörige und Interessierte, kann aber auch für Betreuungskräfte oder Sanitätskräfte und Polizisten, die immer wieder mit älteren Menschen zu tun haben, interessant sein. Während der Aktionswoche wird sie im Mercado-Einkaufszentrum in Altona zu sehen sein.