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Wellmer: Das “Zigeunerschnitzel” ist ein Generationenkonflikt

“Tagesthemen”-Moderatorin Jessy Wellmer macht in ihrer neuen ARD-Doku eine Verschiebung Richtung Konservatismus aus – und zeigt, wie Generationenkonflikte und extreme Kräfte die liberale Ordnung unter Druck setzen.

“Tagesthemen”-Moderatorin Jessy Wellmer sieht in Deutschland aktuell eine Werteverschiebung in Richtung Konservatismus. Die Gesellschaft bewege sich “weg von einer progressiven Stimmung”, sagte Wellmer im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die in Güstrow geborene Journalistin ist für ihre neue Dokumentation “Wie zerrissen ist Deutschland? – Der Streit um Werte, Meinung und Macht” mehrere Wochen durch ganz Deutschland gereist. Der Film läuft am Montagabend im Ersten Programm der ARD.

An mehreren Beispielen sei ihr klar geworden, vieles sei “einfach ein Generationenkonflikt”, so Wellmer. Vor allem ältere Menschen wollten sich beispielsweise nicht verbieten lassen, “Zigeunerschnitzel” zu sagen, wenn sie das ihr Leben lang so genannt hätten. “Und sie sagen auch: Ich will damit doch niemanden beleidigen oder diskriminieren oder bloßstellen”, erläuterte Wellmer.

Die Generation der Kinder und vor allem die der Enkel sehe das aber anders. “Die kommen dann und sagen: Aber Oma, ich finde, du verletzt da jemanden”, so die ARD-Moderatorin. So bleibe ein Generationenkonflikt, “der sich nicht einfach auflösen lässt – gerade nicht in einer älter werdenden Gesellschaft”.

Allerdings macht Wellmer auch weit über einen solchen Generationenkonflikt hinausgehende Gefahren aus. Sie habe vor allem schauen wollen, was in der Gesellschaft stattfindet: “Was verschiebt sich da, ist das nur eine kleine Kurskorrektur? Oder ist das etwas Größeres, reden wir über völlig neue politische und gesellschaftliche Spielregeln wie in den USA?” Extreme Kräfte könnten auch hierzulande solche vermeintlich kleinen Kurskorrekturen ausnutzen, warnt sie. Diese Gefahr sehe sie “eindeutig auch für Deutschland und für unsere Gesellschaft – und dann steht unsere liberale Ordnung auf dem Spiel”.