Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat die Bedeutung der Religionsgemeinschaften für den Zusammenhalt der Stadt betont. Nach einem Treffen des Berliner Senates mit dem katholischen Erzbischof Heiner Koch und Vertretern des Erzbistums sagte Wegner am Dienstag in Berlin, dabei sei der Austausch untereinander „das Fundament der Verständigung“. Der interreligiöse Dialog spiele eine entscheidende Rolle, „gerade in der heutigen Zeit“, sagte Wegner mit Blick auf antisemitische Übergriffe.
Einige Wenige in der Stadt versuchten, Religion zur Spaltung zu nutzen, nicht zum Brückenbauen. Dabei gehe es darum, ein kraftvolles Zeichen gegen Hass, Ausgrenzung und Gewalt zu setzen. Mit Blick auf die zahlreichen pro-palästinensischen Demonstrationen und antisemitischen Vorfälle seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober sagte Wegner, er habe nicht den Eindruck, dass sich die Lage inzwischen wieder beruhigt habe. Vielmehr sei die Lage weiter angespannt. Die Polizei leiste dabei herausragendes.
Erzbischof Koch sagte mit Blick auf Schulen und Kindergärten des Erzbistums, die auch von muslimischen und jüdischen Kindern besucht werden, die katholische Kirche leiste ihren Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft: „Wir werden nicht nachlassen, aufeinander zuzugehen und Verständigung zu versuchen.“ Er sei bestürzt, „dass unsere jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn, die ohnehin in großer Sorge um Angehörige und Freunde in Israel sind, in Berlin in Angst leben müssen. Wir stehen an ihrer Seite.“
Nach den Konsultationen zwischen Senat und Erzbistum im Dominikanerklosters St. Paulus in Berlin-Moabit sprachen Wegner und Koch von einem offenen und vertrauensvollen Gespräch. Zu den verhandelten Themen gehörten unter anderem die weitere Finanzierung katholischer Schulen, drohende Kürzungen für Sozialeinrichtungen, der Religionsunterricht sowie die Zukunft des Zentralinstituts für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität.
Mit Blick auf das von der CDU-SPD-Koalition geplante Wahlpflichtfach Weltanschauungen/Religionen sagte Wegner, das Unterrichtsfach solle so schnell wie möglich eingeführt werden. Einen Zeitplan nannte er aber nicht. Für die Einführung eines „wertegebundenen Religionsunterricht“ müsse auch noch eine ausreichende Finanzierung gefunden werden.
Für das Institut für katholische Theologie an der Humboldt-Universität, das bereits zum Wintersemester 2019/20 seinen Lehrbetrieb aufgenommen hat, liegt den Angaben zufolge bereits ein ausgehandelter Staatsvertrag vor. Es müsse aber mit Blick auf das Promotionsrecht an dem Institut noch eine Textpassage ergänzt werden, sagte Koch.
In der Pressemitteilung von Senat und Erzbistum heißt es mit Blick auf das Datum der Konsultationen: „Beiden Seiten war sehr bewusst, dass das Gespräch am evangelischen Reformationstag stattfand, einen Tag vor Allerheiligen.“ Es gebe dabei „nichts herein zu interpretieren“, sagte Wegner auf Nachfrage.