Wieviel Wasser braucht man für eine Tasse Kaffee? 125 Milliliter oder vielleicht 150? Weit gefehlt. Etwa 140 Liter Wasser sind nötig, um den Kaffee für eine Tasse des beliebten anregenden Getränks zu produzieren. Das Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen (MÖWe) hat auf dieser Basis hochgerechnet: Alle Kaffeetrinker der Erde verursachen danach einen Wasserkonsum von 120 Milliarden Kubikmetern – 1,5 mal so viel, wie der Rhein im Jahr transportiert. Dagegen sei der Konsum von Tee deutlich ressourcenschonender: Eine Tasse Tee benötige „nur“ 15 Liter Wasser.
Um die Ressource Wasser geht es am 22. März, dem Weltwassertag. Initiiert wurde er von der UN-Weltkonferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro. Ausgerufen hat ihn die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 22. Dezember 1992. Seit 1993 wird er jährlich begangen.
Der Hintergrund der Initiative ist klar: Die Wasservorräte dieser Erde werden knapper und der Kampf darum nimmt zu. Diese Tatsache will der Weltwassertag ins Bewusstsein heben.
Wasser fehlt nicht nur in Afrika
Wasser fehlt nicht nur in den bekannten Hungergebieten Afrikas, sondern an vielen Orten der Welt: im Nahen Osten, vor allem in den Palästinensergebieten, in einem Teil Brasiliens, in Kalifornien oder in Spanien. Um nur einige Beispiele zu nennen.
Während jedoch in Afrika vor allem das Klima (und Klimawandel) für die Trockenheit verantwortlich ist, ist der Wassermangel etwa in Spanien eindeutig menschengemacht. Die bewässerte Landwirtschaft in Andalusien, wo Erdbeeren, Paprika und Tomaten für den internationalen Markt angebaut werden, könne gar dazu führen, dass sich der Süden Spaniens bis zur Jahrhundertmitte in eine Wüstenlandschaft verwandelt, befürchtet der Klimaforscher Jonathan Gómez Cantero aus Madrid.
Jedes Obst und Gemüse zu jeder Jahreszeit haben zu können – das ist aber für die meisten Bürgerinnen und Bürger in den Industrieländern schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden. Dass das seinen Preis hat, den zuerst die Natur und dann die Menschheit selbst bezahlen muss, bleibt vielen verborgen.
Gerade Deutschland rühmt sich ja seines niedrigen Wasserverbrauchs. Im Schnitt nutzt jeder Deutsche pro Tag rund 120 Liter Trinkwasser im Haushalt und für die Körperpflege (zum Vergleich: Österreich 162 Liter, USA: 295 Liter). 1990 lag der Verbrauch pro Person und Tag noch bei 147 Litern. Dazu aber kommen weitere 3900 Liter Wasser pro Tag, die für die Herstellung von Lebensmitteln, Bekleidung und anderen Bedarfsgütern verwendet werden.
Direkt und indirekt genutztes Wasser: Beides zusammen beschreibt den so genannten Wasserfußabdruck, also den tatsächlichen Verbrauch von Wasser – ob es nun aus dem heimischen Wasserhahn kommt oder in Form von Kaffee, Erdbeeren oder Paprika aus anderen Ländern auf unseren Tisch. Das heißt: Mit seinem Konsum trägt jeder Verbraucher auch ein Stück Mitverantwortung für den Wasserverbrauch jenseits der Grenzen.
Es gibt also keinen Grund, sich beruhigt zurückzulehnen nach dem Motto: „Bei uns regnet‘s doch genug“. Deutschland, so die „MÖWe“, sei einer der größten Nettoimporteure von virtuellem Wasser. Etwa die Hälfte des deutschen Wasser-Fußabdrucks landwirtschaftlicher Güter stecke in importierten Produkten oder Nahrungsmitteln. Die importierten Güter mit dem höchsten Wasser-Fußabdruck sind (in abnehmender Reihenfolge): Kaffee, Kakao, Ölsaat, Baumwolle, Schweinefleisch, Sojabohnen, Rindfleisch, Milch, Nüsse und Sonnenblumen. Dabei entstehe der größte Wasser-Fußabdruck Deutschlands in Brasilien, der Elfenbeinküste, Frankreich, den Niederlanden, den USA, Indonesien, Ghana, Indien, der Türkei und Dänemark (in abnehmender Reihenfolge).