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Was Udo Lindenberg an Martin Luther begeistert

Von wegen nur Partymachen: In vielen Liedern beschäftigt sich der Hamburger Rocker auch mit biblischen Motiven. Dazu ist jetzt ein Buch erschienen.

Udo Lindenberg in Aktion
Udo Lindenberg in AktionPeter Endig / epd

Hamburg/München. Man kennt ihn als einen der dienstältesten deutschsprachigen Rockmusiker, einen kauzigen Typen mit Hut und Sonnenbrille, seit den 90er Jahren auch als Maler: Udo Lindenberg. Nur wenig bekannt ist, dass viele seiner Lieder und Bilder vom Glauben handeln. Der Münchner Theologe und Journalist Uwe Birnstein beschäftigt sich schon seit Jahren mit der „spirituellen Spur“ in Lindenbergs Werken. Jetzt hat er ein Buch über Lindenbergs Glauben veröffentlicht: „Alles klar, Udo Lindenberg! Wie der Panik-Rocker den Frieden besingt, Gott interviewte und hinter den Horizont blickt“.

Warum haben Sie ein Buch über Udo Lindenberg und den Glauben geschrieben?
Uwe Birnstein: Udo Lindenberg begleitet mich seit meiner Jugend. Seine Lieder waren wichtig für mich, er sang über pubertäre Gefühle, über Liebe, aber auch über politische Themen wie die deutsch-deutsche Teilung. Ich habe gespürt, bei Lindenberg ist ganz viel Hintergrund. 1986 habe ich ihn als junger Journalist interviewt, da hat er mir gesagt, dass Martin Luther sein Bruder im Geiste ist. „Selbst wenn morgen die Welt unterginge, würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen“ – dieser Spruch, der Luther zugeschrieben wird, sei so etwas wie sein Lebensmotto, sagte Lindenberg. Es gebe keine Alternative zur Hoffnung, alle Kunstschaffenden und Kreativen müssten zusammen versuchen, Optimismus in diese Welt zu bringen. Das hat mich davon überzeugt, dass Lindenberg in der Popkultur eine wichtige Stimme in spiritueller Hinsicht ist, dass in seinem künstlerischen Schaffen viel mehr dahinter steckt als nur Partymachen.

Wie ist Udo Lindenbergs Beziehung zu Gott?
Gott ist für Lindenberg etwas, das jenseits der Kirche ist. Er würde sich nicht anmaßen, das genau zu beschreiben. Er ist aber so sehr an der Gottesfrage dran, dass er in einem Lied mit Gott ins Zwiegespräch tritt. „Wenn du doch der liebe Gott bist, warum lässt du dann Kriege zu?“, fragt er dort. Gott antwortet ihm, dass die Menschen sich gefälligst selber um den Planeten kümmern sollen. Das ist eine Botschaft, die auch von der Kanzel gepredigt wird: Gott holt uns nicht aus jedem Schlamassel, wir haben selbst dafür zu sorgen, dass wir gut mit der Schöpfung umgehen.


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Lindenberg ist ein großer Sprachschöpfer, auch das hat er mit Martin Luther gemein. Er übersetzt biblische Weisheiten in sein „Panik-Deutsch“ und bringt sie so unter die Leute. Sein Lebensmotto „Keine Panik!“ findet sich mehrfach in der Bibel als Engelsgruß: „Fürchtet euch nicht!“ In seinem Song „Kompass“ singt er: „Dein Herz ist dein Kompass und weist dir den Weg.“ In der Bibel heißt es: „Folge dem, was dein Herz dir rät.“ Ich denke, das ist gar nicht weit voneinander entfernt.

Wie hat Udo Lindenberg auf das Buch reagiert?
Er weiß von dem Buch und hat mir sehr vertrauensvoll seine Sicht von Gott und der Welt erklärt. Er hatte das Buch jetzt im Briefkasten, hat es aber noch nicht gelesen. Er freut sich aber sehr darüber, dass diese Seite von ihm beleuchtet wird.

Buch-Tipp
Uwe Birnstein: Alles klar, Udo Lindenberg! Wie der Panik-Rocker den Frieden besingt, Gott interviewte und hinter den Horizont blickt
Verlag Neue Stadt, Oberpframmern 2022
136 Seiten, 18 Euro.

Das Buch können Sie hier bestellen.
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