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Was bleibt und was kommt?

Vom Nachfolger Benedikts XVI. werden neue Impulse für die Ökumene erwartet – eine Revolution jedoch nicht

Die Erwartungen an den Nachfolger von Papst Benedikt XVI. sind hoch. Doch wird noch lange nicht mit „revolutionären Veränderungen“ in der katholischen Kirche gerechnet. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, erhofft sich vom künftigen Papst „neue Anstöße“ für die Ökumene. Er wünsche sich, dass der neue Pontifex „den Schwung, den das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren brachte, nicht bremst“, sagte Schneider in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Zweite Vatikanische Konzil, das von 1962 bis 1965 dauerte, steht für Erneuerung in der katholischen Kirche. Die Teilnehmer des Konzils, zu dessen Beratern auch Joseph Ratzinger, der scheidende Papst, zählte, beschlossen damals unter anderem eine Öffnung zur Ökumene. Päpste hätten einen großen Gestaltungsspielraum, so Schneider. „Wir müssen abwarten, welche Akzente der neue Papst setzt und ob sich dann daraus neue Wege und Perspektiven ergeben.”

Anstöße zur Wiederbelebung des Glaubens über alle Religionsgemeinschaften hinweg erwartet der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek. Es sei ein Problem für alle Gläubigen, „dass die spirituellen und religiösen Dimensionen des Menschen zurückgedrängt werden“, sagte er. „Von einem neuen Papst erhoffen wir uns, dass die katholische Kirche Anregungen gibt für ein gemeinsames Gespräch aller Gläubigen, wie wir den Herausforderungen des Säkularismus und Rationalismus begegnen können.Bewegung in der Ökumene gibt es nach den Worten Schneiders allerdings schon heute. Benedikt XVI. habe zwar geschrieben, „wir Protestanten sind nicht Kirche im eigentlichen Sinne“, doch sei er 2011 nach Erfurt gereist. „Er hat sozusagen einen Besuch bei Martin Luther abgestattet und sich positiv über ihn geäußert“, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende. „Das war ein starkes Zeichen.“ Der Rücktritt von Benedikt XVI. unterstreicht nach den Worten Schneiders die menschliche Dimension des Papst-Amtes. „Benedikt hat seiner Kirche damit einen wichtigen Dienst erwiesen.“ Gleichwohl bleibe der geistliche Anspruch der römisch-katholischen Kirche auch künftig, „dass der Papst unfehlbar und mit enormer Macht ausgestattet ist“, räumte er ein. Man könne also jetzt noch nicht von einer Veränderung des Amtes sprechen.

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