Artikel teilen:

Wahl 2019: Bildung und Jugend

Am 1. September wird in Brandenburg und in Sachsen jeweils ein neuer Landtag gewählt. „die Kirche“ hat Expertinnen und Experten aus Kirche und Diakonie gebeten, die Wahlprogramme der Parteien zu prüfen und darzustellen, welche gesellschaftspolitischen Maßnahmen generell aus christlicher Perspektive gefördert werden sollten. In dieser Woche stehen die Themen Jugend und Bildung in Brandenburg und Sachsen im Mittelpunkt. Silke Hansen, Studienleiterin für Jugendarbeit im Amt für kirchliche Dienste der EKBO und Vorsitzende des Landesjugendringes Brandenburg e.V., widmet sich diesen Themen.

Am 1. September wird in Brandenburg und in Sachsen jeweils ein neuer Landtag gewählt. „die Kirche“ hat Expertinnen und Experten aus Kirche und Diakonie gebeten, die Wahlprogramme der Parteien zu prüfen und darzustellen, welche gesellschaftspolitischen Maßnahmen generell aus christlicher Perspektive gefördert werden sollten. In dieser Woche stehen die Themen Jugend und Bildung in Brandenburg und Sachsen im Mittelpunkt.

Von Silke Hansen

Am Sonntag ist es so weit. Wenn Sie wahlberechtigt sind, entscheidet Ihre Stimme mit, in welche Richtung es gehen wird. Die Wahlprogramme geben Auskunft über die Ziele der Parteien und wofür sie bei Koalitionsverhandlungen und im Landtag streiten können. Wir Wähler*innen brauchen Kriterien, wonach wir das beurteilen wollen. Für den Bereich Bildung und Jugend schlage ich drei Aspekte vor: Chancengleichheit/ Nächstenliebe, Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und Vielfalt der Bildungsangebote und -inhalte.Diese Aspekte spielen in Positionen und Diskussionen innerhalb der Bildungspolitik, Erziehungswissenschaft wie auch im Diskurs der evangelischen Kirche und der Evangelischen Kinder- und Jugendarbeit, bei Mitarbeiter*innen in der Familienbildung, im Religionsunterricht, in evangelischen Kindertageseinrichtungen und Schulen eine herausgehobene Rolle.Setzen sich die Parteien in ihren Programmen ausdrücklich dafür ein, dass alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die in Brandenburg und Sachsen leben, Zugang zu Bildungsangeboten und -einrichtungen haben, die ihren Gaben, Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnissen entsprechen? Oder werden Meinungen vertreten, mit denen einzelne Gruppen ausgeschlossen oder andere bevorzugt werden? Beim Thema Chancengleichheit geht es auch um von Jugendlichen konkret geforderte Verbesserungen:?Das geht los beim Ausbau der digitalen Infrastruktur und des ÖPNV, weiter bei der Erhöhung wohnortsnaher und kostenfreier Angebote in Kultur und Freizeit bis zur Förderung von Freiwilligendiensten, Jugendclubs, Jugendverbänden und der Bereitstellung von Ressourcen für ehrenamtliches Engagement. Außerdem geht es um Aussagen über Investitionen in den Erhalt und in die Qualität wohnortsnaher Schulen, Ausbildungsmöglichkeiten beziehungsweise des Studiums.

Kinder- und Jugendbeteiligung ist schon Teil der KommunalverfassungWerden Kinder und Jugendliche als Expert*innen ihrer Lebenssituation gesehen und beschrieben und sollen ihr Wissen und ihre Ideen durch die Förderung von Kinder- und Jugendbeteiligung eingebunden werden? Junge Menschen wollen auf Augenhöhe ernstgenommen werden und mitgestalten, in der Kirche, in der Kita, in der Schule, in der Kommune. Partizipation zu ermöglichen, diese Aufgabe kommt auch den Regierungsverantwortlichen zu. Der Brandenburger Landtag hat 2018 beschlossen, die Kinder- und Jugendbeteiligung verpflichtend in die Kommunalverfassung aufzunehmen.Werden Wert und Bedarf einer vielfältigen Bildungslandschaft von frühkindlicher Bildung bis Seniorenbildung, vom Pfadfindern über außerschulische kulturelle Bildung bis zur Offenen Arbeit, von der Grundschule über Gymnasium und Gesamtschule bis zur Berufsausbildung, von Sportarbeit bis zum Ehrenamt im Verein und der Freiwilligenagentur gewürdigt und gestärkt?Nicht jedes Bildungsangebot passt zu jedem jungen Menschen. Wollen wir alle jungen Menschen mitnehmen und jede oder jeden auf dem Weg zu einer „eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ (Paragraph 1, Sozialgesetzbuch VIII) unterstützen? Es kommt darauf an, die Begabungen eines jeden Menschen zu entdecken und zu entfalten. Dazu braucht es in Brandenburg und Sachsen eine vielgestaltige Bildungslandschaft und die Förderung von zivilgesellschaftlichen Anbietern und Akteuren, natürlich auch von uns als Kirche. Dazu gehören die aktuell brisanten Themen wie Gerechtigkeits- und Genderfragen, Klimawandel, Digitalisierung und die Ausbildung und Unterstützung motivierter, gut ausgebildeter Pädagog*innen. Welche Akzentsetzungen sind zu diesen Fragen in den Wahlprogrammen und auf Veranstaltungen erkennbar?

Landesjugendring stellt „Wahl-Forderungen“ aufDie Interessengemeinschaft „Evangelische Jugend“ hat zusammen mit den anderen 35 Mitgliedern des Landesjugendrings Brandenburg „Wahl-Forderungen“ beschlossen. Es handelt sich also um die Interessen von fast allen jugendverbandlich organisierten Kindern und Jugendlichen, von der Sportjugend, über Jugendverbände im Umwelt- und Naturschutz bis zur Johanniter-Jugend in Bezug auf ein jugendgerechtes Brandenburg. Sie fordern, die Jugendverbandsarbeit und das ehrenamtliches Engagement zu fördern, Freiwilligendienste und Demokratiebildung zu stärken, Freiräume zu erhalten und zu schaffen, die Gleichberechtigung aller jungen Menschen in Brandenburg zu schaffen, jugendgerechte Infrastruktur auszubauen und Nachhaltigkeit zu verbessern.Zu guter Letzt: Wenn Sie die Wahlprogramme der Parteien im Nachgang dieses Artikels durchlesen – was ich Ihnen wirklich empfehle, ist eine Methode, Ihr Herz mitlesen zu lassen. Werden Ihre christlichen Wertmaßstäbe positiv angesprochen oder verletzt? Wollen Sie die Zukunft, die dort beschrieben wird?

Die „Wahl-Forderungen“ der Mitglieder des Landesjugendrings Brandenburg finden Sie online hier: www.ljr-brandenburg.de/wp-content/uploads/2019/01/LJR_Forderungen_Wahl2019.pdf

Auf die Landtagswahlen können sich Wählerinnen und Wähler auch per „Wahl-O-Mat“ der Bundeszentrale für politische Bildung vorbereiten. Er präsentiert 38 klar formulierte Thesen zu politischen Themen, die mit Aussagen der Parteien verknüpft werden.

Silke Hansen ist Studienleiterin für Jugendarbeit im Amt für kirchliche Dienste der EKBO und Vorsitzende des Landesjugendringes Brandenburg e.V.

www.wahl-o-mat.de/brandenburg2019www.wahl-o-mat.de/sachsen2019