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Vorwürfe gegen Putin-Biograf Hubert Seipel

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) prüft rechtliche Schritte gegen den Autor Hubert Seipel. Dieser steht im Verdacht, über einen längeren Zeitraum Geld vom russischen Unternehmer Alexej Mordaschow erhalten zu haben. „Es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind“, teilte NDR-Intendant Joachim Knuth am Dienstagabend in Hamburg mit. Der Verlag Hoffmann und Campe will die Bücher des Autors nicht mehr zum Verkauf anbieten. Auch ver.di kritisierte Seipel für „berufswidriges Verhalten“.

Nach Recherchen von ZDF und „Spiegel“ soll der Journalist und Putin-Biograf Hubert Seipel für seine Arbeit 600.000 Euro aus Russland erhalten und dies vor dem NDR, seinem Buchverlag und der Öffentlichkeit verborgen haben, wie das ZDF am Dienstagabend in Mainz mitteilte.

NDR-Intendant Knuth sagte weiter: „Die Vorgänge um die Beauftragung und Umsetzung der Filme, die Hubert Seipel für den NDR realisiert hat, werden wir gründlich überprüfen.“ Hierfür habe der NDR den ehemaligen Chefredakteur des „Spiegels“, Steffen Klusmann, gewinnen können. Der NDR ist den Angaben zufolge am 6. November durch eine Presseanfrage mit Vorwürfen gegen Seipel konfrontiert worden. Seipel realisierte für den NDR unter anderem „Ich, Putin – Ein Portrait“ (2012) sowie Interviews mit Edward Snowden und Wladimir Putin in Moskau (2014).

Aufgrund der Presseanfrage habe der NDR mit dem Autor sowie Verantwortlichen der Produktionsfirma Kontakt aufgenommen, hieß es weiter. Seipel habe dabei dem NDR gegenüber eingeräumt, er habe über zwei „Sponsoring-Verträge“ 2013 und 2018 Geld von Mordaschow erhalten und erklärt, es sei für zwei Buchprojekte gewesen. Den Abschluss der Verträge hatte Seipel dem NDR gegenüber damals nicht offengelegt. Der Sender sieht hierin einen erheblichen Interessenskonflikt, der Seipels journalistische Unabhängigkeit in Zweifel zieht. Den Abschluss hätte Seipel der Produktionsfirma und dem NDR gegenüber offenlegen müssen. Der Autor sei zuletzt 2019 für den NDR tätig gewesen. Mordaschow ist infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine seit März 2022 auf der Sanktionsliste der EU.

Auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) teilte der Verlag Hoffmann und Campe am Mittwoch in Hamburg mit, dass er die Bücher Seipels nicht mehr zum Verkauf anbiete. Der Verlag habe zudem keine Kenntnis von dem geschilderten Sachverhalt gehabt. Bei Hoffmann und Campe sind zwei Bücher von Seipel erschienen, „Putins Macht“ (2021) und „Putin. Innenansichten einer Macht“ (2015).

Christoph Schmitz, für Medien zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, sagte in Berlin: „Hubert Seipel hat die Redaktionen, mit denen er zusammengearbeitet hat, schwer getäuscht und damit auch die Zuschauerinnen und Zuschauer als auch die Leserinnen und Leser.“ Das bekanntgewordene Zustandekommen der mit erheblichen finanziellen Zuwendungen geförderten Buchprojekte von Seipel stelle einen Verstoß gegen die Berufsgrundsätze dar, die etwa im Pressekodex als unehrenhaftes und berufswidriges Verhalten bezeichnet werden, wenn für die Verbreitung von Nachrichten Bestechungsgelder angenommen werden.