Greifswald. Noch ist es Winter, und es sind keine Pilger unterwegs auf dem Baltisch-Westfälischen Jakobsweg, dem deutschen Abschnitt des Jakobswegs zwischen Usedom und Westfalen. Trotzdem hat Bernhard Weber als Wegkoordinator bei der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft so einiges zu tun. Seit etwa elf Jahren kümmert sich die Gesellschaft um die Gewinnung von Herbergen und Wegpaten auf diesem längsten deutschen Jakobsweg, versucht aktuell, den Wegverlauf an einigen Stellen zu verbessern. Ehrenamtliche kontrollieren meist kurz vor Frühlingsbeginn die markierten Wegeabschnitte, und wenn irgendwo auf der 850 Kilometer langen Strecke eine Herberge zumacht, kümmert sich das Team um Ersatz, „da sind wir hinterher“, sagt Bernhard Weber.
Einmal im Jahr will er nun auch Beratungsrunden in den Kirchenkreisen Pommern und Mecklenburg einberufen, um mit Ehrenamtlichen, Herbergseltern, Vertretern von Kommunen und Kirchengemeinden über den Stand des Pilgernetzes zu sprechen. Fazit nach dem ersten Treffen für Vorpommern: „Die Kette der Pilgerherbergen ist weitgehend in Ordnung“, sagt Bernhard Weber. „Und mit 14 Wegpaten sind wir auch schon ganz gut aufgestellt.“ Nachdem die Kirchengemeinden Kirch Baggendorf und Tribsees die Kontrolle des zwischen ihnen liegenden Abschnitts übernommen haben, sucht Weber zur Zeit noch einen Wegpaten für die Etappe von Grimmen bis Kirch Baggendorf.
Jährliche Kontrolle
Die Aufgabe klingt überschaubar: Paten kontrollieren etwa einmal im Jahr auf rund 10 bis 15 Kilometern in ihrer Nähe, ob die gelben Pfeile und die Jakobsmuscheln, denen die Pilger folgen wollen, noch überall zu erkennen sind – im Zweifel bessern sie nach.
Der Baltisch-Westfälische Jakobsweg ist anerkannter Teil des europäischen Wegenetzes der Jakobswege, die alle nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens führen – zum angeblichen Grab des Jesusjüngers Jakobus. Ab der ersten Jahrtausendwende war dieses Grab das Ziel einer ersten Pilgerbewegung.
Wie viele Menschen jedes Jahr Richtung Santiago de Compostela durch Mecklenburg-Vorpommern wandern, kann Weber nicht genau sagen, nur von einzelnen Orten sind ihm Zahlen bekannt. „Fast 100 Pilger kamen letzes Jahr in der Herberge Zirchow auf Usedom unter“, weiß er. „Das ist schon ziemlich viel.“ Laut Pastor Detlef Huckfeldt hat das Pfarramt Tribsess im vergangenen Jahr sogar rund 150 Wanderern geholfen, Unterkünfte zwischen 9 und 25 Euro in der Stadt zu finden. „Und nicht alle Pilger melden sich bei uns, es könnten also gut noch einmal so viele in der Stadt übernachtet haben“, schätzt er.