Berlin/Stuttgart. Wenn Shahak Shapira die Schöpfungsgeschichte erzählt, klingt das so: "Im Anfang war die Universe leer u schwarz wie 1 coke zero am bimsen, also buildete Gott 1 Earth u 1 Heaven. Aber die Earth war dark wie 1 Berghain u needete 1 Boss-Transformation…" "Gangesis" nennt der in Berlin lebende Satiriker das erste Kapitel seiner "Holygen Bimbel". Darin übersetzt der 29-jährige Israeli Teile des Alten und Neuen Testaments in die sogenannte Vong-Sprache, die sich seit etwa einem Jahr im Internet großer Beliebtheit erfreut. Wichtigste Merkmale: Mengen in Ziffern angeben, möglichst viele englische Wörter einstreuen und Sätze mit der Konstruktion "vong…her" bilden.
In Shapiras "Bimbel" gibt es nicht nur Anglizismen, dort finden sich auch ein Paar namens "Adolf und Eva", die Trilogie "Moses Begins" – "Moses Returns" – "Moses Rises" oder ein gewisser "Jesus Chrispus". Als das Buch im Sommer erschien, bezeichneten Medienberichte Shapira als "neuen Luther". Schließlich hat der Reformator Martin Luther die Bibel in ein modernes Deutsch übersetzt und sie damit verständlich für jeden gemacht. Nur: Luther war Mönch und Theologe, Shapira ist Satiriker. Warum also sucht er sich ausgerechnet die Bibel für sein Projekt aus?
"Faszinierendes Projekt"
"Weil die Vong-Sprache die Sprache ist, die die Bibel verdient hat", sagt Shapira. Die Vong-Sprache sei eine lächerliche Sprache. Genauso lächerlich finde er es, wenn sich Menschen ein 2.000 Jahre altes Buch als Lebenskodex zum Vorbild nehmen würden. Die Geschichten seien unlogisch und könnten niemals so passiert sein, kritisiert er: "Es sind Geschichten, aber es ist keine Geschichte." Dass etwa eine Frau eine unbefleckte Empfängnis haben könne, hält er für "Bullshit". Bei aller Ablehnung, der Satiriker weiß genau, wovon er spricht: "Ich musste die Bibel in der Schule in Israel lesen", erinnert er sich. Jeden Satz hätten sie als Schüler interpretieren müssen.
Christoph Rösel ist Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart. Er ist überzeugt: "Die Bimbel bekommen sicher Leute in die Hände, die nie zu einer Bibel aus unserem Haus greifen würden." Den Theologen fasziniert das Projekt von Shapira: "Ich finde es spannend, dass sich jemand auf diese Art und Weise mit der Bibel auseinandersetzt." Es zeige ihm, dass die biblischen Texte eine kulturelle Bedeutung hätten und für die Menschen noch heute relevant seien.