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Von Stadtarchitektur bis zum Feenhaus – Unesco berät über Welterbe

Inselgruppen mit fantastischer Artenvielfalt, Gedenkstätten und ein versunkener Karibik-Hafen. Sie alle möchten einen Unesco-Titel. Darüber beraten wird ab Sonntag in Paris. Deutschland hat eine Bewerbung im Rennen.

Es ist soweit: Das Welterbekomitee der Unesco tagt zehn Tage lang in Paris, dem Hauptsitz der Organisation. Es berät über 32 Anträge zur Aufnahme in die Liste des weltweiten Kultur- und Naturerbes. Für Deutschland sind die Schlösser König Ludwigs II. vorgeschlagen. Am bekanntesten ist Neuschwanstein. 14 der 32 Vorschläge haben eine Empfehlung und somit gute Chancen für eine Aufnahme.

Die Orte, die künftig den Titel Unesco-Welterbe tragen könnten, sind spektakulär und außergewöhnlich. Dazu gehört der im Meer versunkene Karibik-Hafen Port Royal auf Jamaika. Durch ein schweres Erdbeben ging er im Jahr 1692 fast vollständig unter.

Weitaus jünger ist die polnische Hafenstadt Gdynia, die Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein Fischerdorf war. Heute zählt sie rund 250.000 Einwohner und ist bekannt für ihr modernistisches Zentrum. Dort befinden sich laut Stadt zahlreiche Gebäude, “die wie Überseeschiffe aussehen; mit Balkonen wie Kapitäns-Brücken”. Die Innenstadt-Architektur sei einzigartig und stehe fast vollständig unter der Aufsicht eines Konservators.

Nachdem sich im vergangenen Jahr die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern mit dem Schloss Schwerin und Sachsen mit den Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine über Titel freuten, macht sich in diesem Jahr Bayern große Hoffnungen. Künftig sollen auch die Schlösser von König Ludwig II. auf der Liste stehen. Begründet wird die Aufnahme so: “Schloss Neuschwanstein, Linderhof (mit Schachen) und Herrenchiemsee sind Bauwerke, die weltweit mit Bayern und der ehemaligen bayerischen Monarchie in Verbindung gebracht werden. Kaum ein anderes Monument hat die Vorstellungskraft von Menschen aller Kulturen so massiv und nachhaltig angesprochen.”

Bisher dominierten Welterbestätte auf dem europäischen Kontinent die Liste, darunter monumentale Kirchenbauten, Königspaläste und Parkanlagen. In diesem Jahr gibt es von dort aber nur acht Anträge, dafür aber zahlreiche aus Asien. In Nepal gehören mit Tilaurakot-Kapilavastu die archäologischen Überreste des alten Shakya-Königreichs dazu. Ebenfalls nominiert sind in China die Kaisergräber von Xixia sowie in Vietnam der Denkmal- und Landschaftskomplex Yen Tu – Vinh Nghiem – Con Son, Kiep Bac und der Hin Nam No National Park in Laos. Ebenfalls beraten und abgestimmt wird über Gedenkstätten in Kambodscha, die an die Verbrechen der Roten Khmer und ihre Opfer erinnern.

Australien schickt in diesem Jahr die Murujuga-Kulturlandschaft ins Rennen, Brasilien den Nationalpark Cavernas do Peruaçu und die Vereinigten Arabischen Emirate die Paläolithische Landschaft bei Faya. 24 Nominierungen werden zum Weltkulturerbe und fünf zum Weltnaturerbe gezählt, zwei sind gemischt.

Mit 60 Welterbestätten führt Italien die Statistik an. Mit den Häusern der Feen – Domus de Janas -, die es überall auf der Insel Sardinien gibt, könnte nun ein weiterer Eintrag hinzukommen. Dabei handelt es sich um Gräber aus der Zeit der Ozieri-Kultur (etwa 3500 bis 2900 v. Chr.), die in den Fels geschlagen wurden. Von außen sind nur kleine Fenster sichtbar, daher der Name Feenhäuser.

Zu seinem ersten Eintrag überhaupt kommt möglicherweise Guinea-Bissau. Das kleine westafrikanische Land (2,1 Millionen Einwohner) war bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1973 portugiesische Kolonie und ist allenfalls als Knotenpunkt im internationalen Drogenhandel bekannt. Doch sein Bijagos-Archipel mit 88 Inseln bietet eine enorme Artenvielfalt. Beispielsweise ist es für Meeresschildkröten ein wichtiger Brutplatz. Bereits seit 1996 ist der Nationalpark ein UNESCO-Biosphärenreservat. Vom afrikanischen Kontinent gibt es vier weitere Anträge.

Es ist die 47. Sitzung des Gremiums. Dem Komitee gehören 21 Vertragsstaaten an. Über jeden Antrag wird einzeln beraten. Neben Neueinschreibungen wird über den Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten beraten, denn ein Titel gilt nicht für die Ewigkeit. So wurde die Kulturlandschaft Dresdner Elbtal im Jahr 2009 wieder von der Unesco-Liste gestrichen. Grund dafür war der Bau der Waldschlößchenbrücke, die als landschaftszerstörend gilt.