„Jesus hat mir so viel geholfen. Er wird mir auch weiter helfen“, ist der iranische Pflegehelfer überzeugt, den alle Monti nennen. Seinen richtigen Namen möchte er nicht nennen, denn der ehemalige Moslem, der in einem Pflegeheim im Kreis Konstanz arbeitet, befürchtet Repressalien. Im Iran seien schon Angehörige von Geflohenen entführt worden, um Druck auf Menschen wie ihn auszuüben, erzählt er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Im Jahr 2015 ist Monti aus dem Iran geflohen. Mit 70 anderen Flüchtlingen schipperte er in einem sieben Meter langen Schlauchboot übers Meer – eng zusammengekauert, damit der Platz reicht. Der gelernte Autoelektriker hatte einen Sitzplatz in der Nähe des Motors bekommen. So könne er sich darum kümmern, falls etwas kaputtgeht, sagte der Schlepper.
Zuvor hatten die Flüchtenden drei Tage im Wald ausgeharrt. Ohne Essen und Trinken. Und ohne zu wissen, wie es weitergeht. „Ich hatte nur ein Brot, ein paar Datteln und eine Dose Fisch dabei“, erinnert sich der 37-jährige. Nach seiner Ankunft in Deutschland kam er als einer von acht Iranern mit hunderten männlichen Muslimen aus anderen Ländern in eine Massenunterkunft in Mannheim.
Zu Hause im Iran hatte er niemandem von der Flucht erzählt. Weder seinen Schwestern noch seinen Brüdern, noch seinen Eltern. Warum er geflohen ist? „Ich mag die vielen Gesetze nicht. Sie bestimmen das Leben. Sie machen Druck“, sagt er über den Islam. So sei er einmal von der Polizei geschlagen worden, weil er im Fastenmonat Ramadan Kuchen und Tee zu sich genommen hatte.
Als Schüler seien seine Hände mit einer Art Kabel gepeitscht worden, weil er auf die Toilette musste, während eine Sure aus dem Koran rezitiert wurde.
Mit dem christlichen Glauben kam er während seines Wehrdienstes im Iran in Berührung. Als er einen anderen Soldaten in der Bibel lesen sah, habe ihn das interessiert: „Ich kenne wenige Christen und keinen persönlich. Erzähl mir doch von deinem Glauben“, bat Monti. Der andere erzählte ihm von Jesus, Maria und vom Heiligen Geist.
Monti erinnert sich, dass er zunächst schockiert war. Das könne doch nicht sein, dass Gott einen Sohn hat, dachte sich der Moslem. Später überlegte er: Aber vielleicht könnte das doch der richtige Weg sein. In Deutschland habe er dann über einen Kollegen aus dem Iran „Jesus kennengelernt“ und ließ sich in Mannheim evangelisch taufen.
In einer Kirche sei es anders als in einer Moschee, sagt er. Es spiele keine Rolle, ob man reich oder arm sei. Auch als Geflohener dürfe er sich in der Kirche nach vorn setzen – niemand würde ihn weg schicken. In evangelischen Gottesdiensten spüre er „Herzlichkeit, Freiheit und Freude“.
„In Deutschland ist Religion wie eine Zahnbürste. Du kannst sie so oft wechseln, wie du willst. Und es ist deine Privatangelegenheit“, anders als im Iran. Begeistert zeigt sich Monti vom Johannesevangelium: Jesus habe Menschen auferweckt, Kranke geheilt und Blinde sehend gemacht. Und Jesus habe Frieden gebracht, nicht Krieg.
In die Altenpflege kam er eher zufällig: Er habe eine Arbeit in Deutschland gesucht, berichtet Monti. Er wollte besser Deutsch lernen und habe sich gedacht: „Alte Leute sind nett, sie sprechen langsam und ich verstehe sie gut. So kann ich mein Deutsch verbessern.“
Zunächst fing der gelernte Autoelektriker als Hausmeister in einer Pflegeeinrichtung im Landkreis Konstanz an, dann wurde er Pflegehelfer. Jetzt würde er gerne noch Pflegefachkraft werden, sagt Monti. Er freut sich darauf, dass er nach Weihnachten einen deutschen Pass erhält.
In einem evangelischen Gottesdienst hat er auch seine Frau kennengelernt. Sie stammt ebenfalls aus dem Iran. Die gemeinsame Tochter ist fünf Monate alt – und hat einen deutschen Vornamen. (2280/25.09.2023)