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Volles Haus in Essen

1200 Sängerinnen und Sänger haben zu einer stimmgewaltigen Uraufführung des Musicals „Martin Luther King“ beigetragen. Der Auftritt in Essen wurde mit stehenden Ovationen bedacht.

Die ersten Töne klingen durch die dunkle Essener Grugahalle, als sich hinter der Bühne auf den Rängen ein riesiger Chor erhebt. Schon zu Beginn der Uraufführung des Chormusicals „Martin Luther King – ein Traum verändert die Welt“ ist klar, dass diese Show vor allem einen Hauptdarsteller hat: Den Chor, bestehend aus 1200 Sängerinnen und Sängern aus ganz Deutschland.
Über Monate haben sie mit Hilfe von Übungs-CDs und Chorpartituren die 21 Lieder über das Leben des US-amerikanischen Bürgerrechtlers und baptistischen Pastors geübt. Viele haben sich allein angemeldet, aber auch Mitglieder aus über 60 Chören sind dabei. Drei Dirigenten sorgen dafür, dass alle als Einheit agieren.

Die politische Botschaft auf dem Herzen

Jörg Knabe ist als Sänger aus Osnabrück nach Essen gekommen und hat sichtlich Freude am Projekt: „Die Stimmung in den Proben war hervorragend“, sagt er. Ines Schepker ist aus Hude in Niedersachsen angereist. Ihr liegt das Musical auch inhaltlich am Herzen: „Für mich ist es wichtig, dass ich ‚Nein‘ sage zu Rechtsradikalismus.“
Es ist diese politische Botschaft, die für Andreas Malessa, den Autor des Musicals, zentral ist: „Martin Luther King ist in seiner historischen Wirkung eine Ikone der Humanität für alle Menschen.“ Wer sich in Deutschland humanitär einsetze, werde als Gutmensch verhöhnt. Martin Luther King habe aber zähes und hartnäckiges Hoffen gelehrt. Mit dem Musical verfolgt Malessa ein klares Ziel: „Ich möchte bürgerschaftliches Engagement bei den Besuchern stimulieren.“
Zu Martin Luther King hat der Autor und Journalist eine besondere Bindung, sein Vater kannte den Bürgerrechtler persönlich. Über die Art, wie er das Leben Kings darstellen möchte, habe er lange nachgedacht. Schlussendlich entschied er sich für eine Rückschau. Das Musical beginnt mit dem Tod des Pastors, der 1968 ermordet wurde, und erzählt in exemplarisch ausgewählten Rückblenden vom Leben und Wirken Martin Luther Kings. Die Musik dazu, eine Mischung aus Gospel, Rock‘n‘Roll und Pop, stammt aus der Feder der Komponisten Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken. Gesungen wird zum Teil englisch, aber meistens deutsch.

Für Autor Andreas Malessa hat das Erbe Kings auch Implikationen für Religion und Kirche heute: „Martin Luther King gehört weder den Katholiken noch den Protestanten, er ist eine Ikone der Welt.“ Das spiegelt sich auch im Chormusical wider, das als ökumenisches Projekt konfessionsübergreifend organisiert wird. Veranstalterin ist die Stiftung Creative Kirche, die zum Evangelischen Kirchenkreis Hattingen-Witten gehört. Bei diesem Projekt kooperiert sie eng mit der Evangelischen Kirche im Rheinland, dem Bistum Essen und dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.
Für Ralf Rathmann aus dem Vorstand der Stiftung Creative Kirche war diese ökumenische Zusammenarbeit ein großer Wunsch und eine logische Konsequenz aus vorherigen Chorprojekten. „Wir haben gemerkt, dass die Sänger an der Basis schon lange zusammen unterwegs sind.“ Unter den 1200 Sängerinnen und Sängern sind an diesem Abend knapp 370 Katholiken und über 670 Protestanten.
Sie alle singen am Ende des Abends gemeinsam in Anlehnung an Kings berühmteste Rede („I Have a Dream“) das Schlusslied „Auch unser Traum“. Noch bevor der letzte Ton verklungen ist, stehen die ersten Zuschauer applaudierend im Saal. Es folgen minutenlange stehende Ovationen für die Uraufführung. Der Applaus wird noch lauter, als auf den Leinwänden die Zahl 13 323,93 Euro erscheint. So viel Geld wurde an diesem Abend während der Vorstellung vom Publikum für „Brot für die Welt“ gespendet.

Wer beim Kirchentag in Dortmund mitsingen will, kann sich hier informieren: www.king-musical.de/dortmund/.