Den Verbrenner behalten oder auf ein Elektroauto umsteigen? Was Privatleute beschäftigt, ist auch für Minister wichtig. Nach einer Untersuchung sind viele ihrer Dienstwagen alles andere als umweltfreundlich.
Spitzenpolitiker und Spitzenpolitikerinnen fahren nach einer Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe weiter mehrheitlich mit klimaschädlichen Dienstwagen. Demnach erhalten sieben von elf bewerteten Bundesministerinnen und -ministern eine Rote Karte, wie die Deutsche Umwelthilfe am Dienstag in Berlin mitteilte. Im Vorjahr seien es sieben von neun gewesen. Von insgesamt 238 befragten Spitzenpolitikerinnen und -politikern aus Bund und Ländern bekamen 151 die Rote Karte. Ihre Dienstwagen lagen demnach mindestens 20 Prozent über dem europäischen Flottengrenzwert von 93,6 Gramm CO2 je Kilometer. Der Grenzwert gibt den Durchschnittsausstoß aller in der EU in einem Jahr zugelassenen Fahrzeuge vor.
Bei den Dienstwagen der Bundesministerinnen und -ministern schneidet demnach der Elektro-Dienstwagen von Umweltminister Carsten Schneider (SPD) mit 62 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer am besten ab. Auch Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD), Bildungsministerin Karin Prien (CDU) und Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) erhielten für die Nutzung von reinen Elektroautos eine Grüne Karte von der DUH.
Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) erhält dagegen für seinen emissionsintensiven Plug-In-Hybrid eine Rote Karte. Innerhalb der Bundesregierung hat Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) nach Angaben der Umwelthilfe das meiste CO2 mit ihrem Dienstwagen ausgestoßen – mehr als das Doppelte des europäischen Grenzwerts. Bei den Ländern bildet der Dienstwagen (Verbrenner) des Ministerpräsidenten von Bayern, Markus Söder (CSU), mit 292 Gramm pro gefahrenem Kilometer das Schlusslicht. Dem steht der einzige Elektrowagen von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Kretschmann gegenüber, der nach Angaben der Umwelthilfe nur 70 Gramm ausstößt.
Durchschnittlich verbrauchten die Ministerinnen und Minister mit ihren Wagen laut Befragung 141 Gramm CO₂-Emissionen pro Kilometer. Der Wert liegt damit leicht unter dem des vergangenen Jahres. Damit habe auch die neue Regierung bei voranschreitender Klimakrise ihre Vorbildfunktion beim Klimaschutz verfehlt, so die Umwelthilfe.
Dass es auch ganz ohne Dienstwagen geht, zeigen laut Umwelthilfe Bremens Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf Grüne) mit ihrem Dienstrad sowie der Hamburger Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), der auf einen Dienstwagen verzichtet. Der 19. Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe beruht laut eigenen Angaben auf einer Abfrage im Zeitraum von Januar bis Juni 2025. Die Fahrzeuge des Bundeskanzlers, des Vizekanzlers und Finanzministers, des Verteidigungsministers, des Innenministers sowie der Gesundheitsministerin fließen demnach nicht in die Gesamtwertung ein.
Die Zahlen der Umwelthilfe sind nur bedingt mit anderen Statistiken vergleichbar. Die Umwelthilfe geht für ihre Rangliste nach eigenen Angaben etwa davon aus, dass Plug-In-Hybride nur im Verbrennermodus genutzt werden. Laut Studien trifft das zwar oft zu – ob die Spitzenpolitiker und ihr Fuhrparkmanagement aber auch tatsächlich so vorgehen, ist offen. Zudem ist für jeden Spitzenpolitiker nur ein Fahrzeug aufgelistet, vielen stehen aber mehrere Autos zur Verfügung.