Artikel teilen

Verlage planen grundlegende Reform des Presse-Großhandels

Im Presse-Großhandel bahnt sich eine grundlegende Reform an. Eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „Fit for Future“, der elf zumeist große Verlage angehören, bereitet die Gründung einer zentralen Grosso-Gesellschaft vor, wie ein Sprecher des Burda-Verlags dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag in München bestätigte. In dieser Gesellschaft wollen die Verlage zusammen mit vier bestehenden Grosso-Unternehmen als Systempartner den Pressevertrieb in Deutschland neu organisieren. Das neue Modell steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch das Bundeskartellamt.

Bisher führt der Gesamtverband Pressegroßhandel für die Grossisten die Verhandlungen mit den Verlagen über die Verbreitungskonditionen. Künftig sollen neun Grosso-Unternehmen, die mit der geplanten Zentralgesellschaft der Verlage nicht als Systempartner zusammenarbeiten, als reine Logistiker fungieren. Diese Firmen warnten in einer öffentlichen Erklärung vom Montag vor einer „Zerschlagung der bestehenden Grosso-Strukturen und der sie tragenden Unternehmen“. Die Pläne bürgen „erhebliche Risiken für die Pressevielfalt im Land“. Auf ein von den Grossisten vorgestelltes „Angebot über eine angemessene Beteiligung und Mitbestimmung der Verlage“ seien diese bislang nicht eingegangen.

Der Burda-Sprecher sagte dem epd, Ziel sei die Errichtung einer zentralen Grosso-Gesellschaft, „die eine flächendeckende Belieferung der Einzelhändler im gesamten Bundesgebiet organisiert und verantwortet“. Diese Gesellschaft werde diskriminierungsfrei für sämtliche Verlage und Nationalvertriebe tätig werden, die dies wünschen.

In Deutschland werden die Verkaufsstellen des Einzelhandels durch die im Gesamtverband organisierten Grosso-Unternehmen mit Zeitungen und Zeitschriften beliefert. Die Grossisten haben dabei in der Regel jeweils ein Gebietsmonopol und unterliegen einer Belieferungs- und Neutralitätspflicht. Sie kaufen die Zeitungen und Zeitschriften von Verlagen und verkaufen sie zu festen Preisen an die Einzelhändler. Ihre Vergütung richtet sich nach Handelsspannen, die jeweils für mehrere Jahre vereinbart werden. Sowohl Einzelhändler als auch Grossisten können nicht verkaufte Exemplare an ihre Lieferanten zurückgeben.

Bei den Verhandlungen zu den Handelsspannen war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Streit gekommen. Der Verlagsseite gingen Sparmaßnahmen der Grossisten nicht weit genug.

Mitglieder der Arbeitsgruppe „Fit for Future“ sind die Bauer Media Group, Burda, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die Funke Mediengruppe, Gruner + Jahr, Axel Springer, der Spiegel-Verlag, der Martin Kelter Verlag, die Mediengruppe Klambt, die VF Verlagsgesellschaft und die „Süddeutsche Zeitung“. Als Grosso-Systempartner gehören die Unternehmen 4Press, Qtrado, PVG und Trunk der Arbeitsgruppe an.

Die Zahl der Pressegroßhändler in Deutschland sank durch Fusionen und Verkäufe auf derzeit 13, vor zehn Jahren zählte die Branche noch 58 Unternehmen.