Jerusalem – Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben die Spitzen der deutschen Protestanten und Katholiken eine gemeinsame Pilgerreise durch Israel und das Heilige Land beendet. Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzende rder katholischen Deutschen Bischofskonferenz, sagte, beide Kirchen wollten den gemeinsamen Weg weiterführen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte in seiner Predigt, die Reise habe ihm vor dem Jubiläumsjahr 2017 Hoffnung gemacht: „Der ökumenische Weg ist für uns alle eine Berufung.“
Nach der Reise wollen die beiden großen Kirchen in Deutschland die ökumenische Versöhnung weiter vorantreiben. Mit Blick auf das Reformationsjubiläum erklärten EKD und Bischofskonferenz in einer gemeinsamen Botschaft, dass das geplante Christusfest die Kirchen auch über 2017 hinaus „auf unserem Weg zur vollen sichtbaren Einheit“ stärken solle.
Die einwöchige Reise wurde von Bedford-Strohm und von Kardinal Reinhard Marx als „bedeutender Schritt zur Versöhnung der Kirchen“ bewertet. „Wir haben gelernt, mit dem Herzen des Anderen zu sehen“, sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm in Jerusalem. Kardinal Marx erklärte: „Das ist für uns ein Impuls, weiter zu gehen.“ Protestanten und Katholiken hätten der gesamten Gesellschaft etwas zu sagen und den Auftrag, nicht gegen-, sondern miteinander zu wirken. „Unsere gemeinsame Mission für unser Land ist noch nicht vollendet“, heißt es in der gemeinsamen Botschaft.
„Wir wollen dieses Jahr mit Schwung angehen“, kündigte Marx für das Reformationsjubiläum an. Von Deutschland aus sei die Spaltung in Konfessionen ausgegangen, daher stünden die Christen dort in besonderer Verantwortung, zur Aussöhnung beizutragen. Das Miteinander der Kirchen könne eine Orientierung auch für die zerstrittenen Religionen im Heiligen Land sein. „Wir wollen nicht richten, wir wollen unser Beispiel hineingeben.“
EKD-Ratschef Bedford-Strohm äußerte den Wunsch nach einem Dialog zwischen Juden und Muslimen in Jerusalem. Mit Repräsentanten beider Religionen hatte die deutsche Delegation auf dem Tempelberg und an der Klagemauer gesprochen. „Wir haben zwei völlig gegensätzliche Interpretationen der gleichen Realität gehört“, sagte Bedford-Strohm. Er hoffe, dass die christlichen Kirchen Orte der Begegnung für alle Glaubensrichtungen schaffen könnten. „Der Tempelberg ist ein Ort für alle Religionen“, sagte er.
Der katholische Ökumene-Bischof Gerhard Feige unterstrich die gute menschliche Atmosphäre in der Delegation aus je neun Vertretern der Bischofskonferenz und der EKD. Bedford-Strohm äußerte sein Bedauern über bestehende Trennungen insbesondere bei den Abendmahl- und Eucharistie-Feiern während der Reise: „Wir haben die Erfahrung des Schmerzes gemacht, dass wir nicht gemeinsam am Tisch des Herrn sein konnten.“
Am vorletzten Tag hatte die Delegation der Holocaust-Opfer. In der Gedenkstätte Yad Vashem legten Bedford-Strohm und Marx in der Halle der Erinnerung einen Kranz nieder. Der katholische Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, sagte: „An keinem Ort im Heiligen Land gehen uns so die Worte aus wie an diesem Ort.“
Die Pilgerreise sollte auf das bevorstehende 500. Reformationsjubiläum vorbereiten. Als konkrete nächste ökumenische Schritte nannten Marx und Bedford-Strohm mehrere gemeinsame Veranstaltungen im Jubiläumsjahr. Zudem sei in den kommenden Jahren ein weiterer ökumenischer Kirchentag zu erwarten.epd
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Verantwortung zur Aussöhnung
Gemeinsame Reise durch das Heilige Land bestärkt deutsche Kirchenspitzen in ihrem Streben nach Ökumene. Damit wollen sie Beispiel geben für zerstrittene Juden und Muslime in Jerusalem

Harald Oppitz/KNA